Zement im Kalkputz reduziert oder eliminiert die Vorteile von Kalkputzen. Das ist nichts Neues. Neu ist, und das freut mich sehr, dass der Verbraucher auf solche „Kleinigkeiten“ immer mehr achtet.
Aus diesem Grund liefere ich heute ein paar Informationen, wie geprüft werden kann, ob als zementfrei beworbene Kalkprodukte nicht doch Zement enthalten.
Bevor wir in die Tiefe gehen, möchte ich aber erst noch eine kleine Geschichte erzählen, die gut zum Thema passt:
Mein Vater war in seinem ersten Leben Metzger. Daher nehme ich immer wieder mal Beispiele aus der Fleischtheke, um Unglaubliches etwas besser verständlich zu machen.
Stell dir vor du liebst Fleischwurst, verträgst sie aber nur, wenn kein Wasser enthalten ist. Schon eine geringe Menge Wasser in der Wurst löst bei dir Übelkeit aus.
Wenn dein Metzger jetzt behauptet: In meine Fleischwurst kommt kein Wasser! Ich verwende nur Eiswürfel bei der Herstellung!
Würdest du die Fleischwurst dann kaufen und essen?
Beim Zement im Kalkputz läuft das ganz ähnlich. Da wird der Zement einfach nur unter einem anderen Namen versteckt und mit zementfrei geworben.
Deshalb schauen wir uns Zement und vor allem die Herstellung einmal etwas genauer an. Weil, nur wenn die Begriffe bekannt sind unter denen Zement versteckt werden kann, wirst du später beurteilen können, was wirklich in deinem Kalkputz enthalten ist. Zumindest wenn es um das Thema Zement geht.
Zementherstellung
Zement wird aus Kalkstein, Ton und Mergel hergestellt. Dieses Material wird gebrochen wodurch Rohschotter entsteht.
Diesem Rohschotter wird, je nach Zementsorte, Quarsand und Eisenerz beigemischt und dann gemahlen.
Nach dem Mahlen wird diese Mischung bei 1450 °C gebrannt. Dadurch entsteht ein neuer Rohstoff: der Zementklinker.
Auch der Zementklinker wird gemahlen und dabei, wieder abhängig von der Zementsorte, zuvor z.B. mit Hüttensand, Gips usw. vermischt.
Die Eigenschaften vom Zement, das hydraulische Abbinden, die abdichtende Wirkung, hat der Zementklinker aber schon vor dem Mahlen und der Beimischung von Hüttensand oder Gips.
Daher macht es keinen Unterschied ob Zementklinker fertig gemahlen zu Zement oder in dieser Vorstufe dem Kalkputz beigemischt wird. Der Zementklinker reduziert die positiven Eigenschaften von einem Kalkputz genauso wie Zement.
Verbrauchertäuschung
Daher halte ich es für höchst fragwürdig, Kalkputze als zementfrei zu bewerben, obwohl Zementklinker beigemischt wird. Das ist wie mit den Eiswürfeln in der Fleischwurst. Der Verbraucher erhält meiner Meinung nach nicht das wofür er bezahlt.
Als Beispiel möchte ich den CALCEA® „Kalk-Dämmputz innen“ von Otterbein vorstellen. Wenn du dir den Dämmputz auf der Website von Otterbein ansiehst, findest du unter dem Reiter „Beschreibung“ folgenden Textauszug:
Es geht um den Text zur Überschrift „Was macht CALCEA® und CAREMA® so besonders?“,
dort ist im zweiten Absatz zu lesen:
„Die CALCEA®– und CAREMA®-Produkte sind frei von Zement sowie frei von synthetischen und organischen Bindemitteln.“
Hört sich für Kalkliebhaber super an und beeinflusst sicher auch die Kaufentscheidung. Zumindest bis ein Blick ins Sicherheitsdatenblatt geworfen wird. (Mehr zum Thema Sicherheitsdatenblatt gibt es hier.)
Im „CALCEA ® Kalk-Dämmputz innen“ Sicherheitsdatenblatt vom 16.12.2019, Version 3.1.1 (ein Neueres gibt es aktuell nicht) wird es im Abschnitt 3 sehr interessant.
Inhaltsstoffe CALCEA ® Kalk-Dämmputz innen
Dort wird unter Punkt 3.2 die Zusammensetzung des Kalk-Dämmputz‘ aufgeschlüsselt und folgende Inhaltsstoffe werden benannt:
„Gemisch aus Natürlich Hydraulischem Kalk, Zement, mineralischem Leichtzuschlag und Zusätzen.“
In der Tabelle zu den einzelnen Inhaltsstoffen wird folgendes aufgeführt:
- Kalk hydraulisch: 20-30%
- Portlandzementklinker: 10-20%
- Calciumdihydroxid: 2-7%
- Mineralischer Leichtzuschlag: 35-45%
- Metakaolin: 5-10%
Zementfrei geht anders!
Dass es sich beim Zementklinker um Zement handelt ist dir sicher schon klar. Da wird aber noch deutlich mehr Zement versteckt. Deshalb schauen wir uns die einzelnen Inhaltsstoffe noch ein wenig genauer an.
Kalk hydraulisch: Hydraulischer Kalk ist laut DIN EN 459-1 ein Bindemittel, das aus Kalk und Zement hergestellt wird. Es kann auch noch Hochofenschlacke beigemischt werden.
Portlandzementklinker: Dabei handelt es sich um Zement, der nach dem ersten Brennvorgang noch nicht gemahlen wurde.
Calciumdihydroxid: Das ist jetzt tatsächlich Kalk!
Mineralischer Leichtzuschlag: Bei diesem Dämmputz wird Blähton als Dämmzuschlag beigemischt.
Metakaolin: Dabei handelt es sich um ein künstliches Puzzolan, das in Verbindung mit Wasser und Kalk abbindet. Ein natürliches Puzzolan wäre z.B. Trass.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, enthält dieser als zementfrei beworbene Kalk-Dämmputz gerade mal 2-7% reinen Kalk. Bei einem Bindemittelanteil (ohne Metakaolin) von 32-57% liegt der Kalkanteil nicht wirklich hoch, oder?
Klar kann beim hydraulischen Kalk nicht genau gesagt werden wieviel Zement darin enthalten ist. Ich werte diesen aber dennoch als Zement, weil die Eigenschaften nicht einem reinen Kalk entsprechen.
Zudem enthält der Dämmputz noch weitere Zusätze, die aber nicht benannt werden. Ob es sich dabei nur um Cellulose oder irgendwelche Kunststoffe handelt kann daher nicht gesagt werden.
Fazit
Mein Fazit lautet: Wer ganze Produktlinien pauschal bewirbt, sollte im Vorfeld ganz genau prüfen, ob die Werbeversprechen auch tatsächlich auf alle Produkte dieser Linie zutreffen.
Bei den CALCEA® -Produkten von Otterbein sind nicht alle zementfrei. Tatsächlich habe ich kein einziges gefunden, welches als zementfrei beworben werden sollte. Alle CALCEA® – Produkte enthalten laut den zugehörigen Sicherheitsdatenblättern hydraulischen Kalk und somit auch Zement.
Ob hier mit falschen Versprechungen geworben wird oder ob der, für die Sicherheitsdatenblätter zuständige Mitarbeiter den Unterschied von NHL (natürlich hydraulischer Kalk) und HL (hydraulischer Kalk) nicht kennt, kann ich natürlich nicht sagen.
Das müssen die Damen und Herren von Otterbein klären.
Soviel zum Thema „Zementfreier Kalk-Dämmputz oder Verbrauchertäuschung?“
Letztendlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, ob solch ein Vorgehen von Seiten eines Herstellers akzeptiert wird. Vertrauensfördernd sind solche Falschaussagen sicher nicht.
Mehr über „Baustoffe und deren Nebenwirkungen“ gibt es in meinem kostenlosen Onlinevortrag.
Über eine Rückmeldung zu diesem Beitrag freue ich mich. Schreiben Sie mir, wie Sie über versteckte Zusätze im Kalkputz denken und ob meine Beiträge zu kritisch an solche Themen herangehen.
Hallo Herr Michael A.,
der Gips muss entfernt werden, wenn es zu Verfärbungen kommt oder sich der Kalkputz vom Gips löst. Auch wenn Salze „ausblühen“ (weißer Flaum) ist es besser den Gips zu entfernen. Die Alternative bei Ihnen wäre, die Oberfläche mit einem Isolieranstrich abzudichten, was dem Kalkputz schadet und seine Verwendung sinnfrei macht.
Sie sollten den Putz abnehmen, 20 cm höher als die Wasserlinie. Dann den Untergrund mehrfach gründlich mit klarem Wasser abwaschen, um möglichst viel Salz aus dem Mauerwerk zu bekommen. Dann alles trocknen lassen und mit Kalkputz wieder aufbauen. Bei hohem Salzgehalt können Sie zusätzlich Ziakosal als Grundierung einsetzen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort. Mich würde noch interressieren, warum der Gips entfernt werden muss.
Könnte ich im feuchten Sockelbereich dann alles abtragen und an dieser Stelle statt Gips+Kalk nur noch den Hessler Kalkputz auftragen?
Es haben sich bereits Verfärbungen und in einem Bereich ein „weißer Flaum“ (sieht aus wie Schimmel) gebildet. Mittlerweile handelt es sich auch um einen Versicherungsschaden.
Viele Grüße
Michael A.
Hallo Herr Michael A.,
Kalkputz ist wie ein Schwamm und nimmt sehr schnell Wasser auf. Es ist daher gut möglich, dass der Kalkputz das Wasser hochgezogen hat.
Bei Kalkputz auf Gipsputz in Verbindung mit einem Wasserschaden muss in den meisten Fällen der Gipsputz entfernt werden. Sie können aber auch erst mal abwarten, ob sich der Kalkputz verfärbt oder ob sich Hohlstellen bilden. In beiden Fällen muss der Gipsputz entfernt werden. Schimmel unter dem Kalk halte ich aber für unwahrscheinlich.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Morgen Herr Engist,
am Wochenende ist bei mir eine Pressverbindung der Frischwasserleitung im Keller gerissen und schätzungsweise 10 -50 Liter Wasser unter den Estrich gelaufen. Das benachbarte Gästezimmer habe ich vor ca. 2 Jahren mit Echtholzparkett und Naturkalkputz renoviert. Eine Wand ist in diesem Raum im Sockelbereich bereits total feucht mit Flecken.
Kann es sein, dass der Kalkputz so schnell das Wasser von unten hochzieht?
Da ich den Kalkputz damals auf den vorhandenen Gipsputz aufgetragen hatte (darunter ist Porotonstein), frage ich mich nun, wie ich das (nach der Trocknung) am besten fachgerecht saniere. Ich schätze mal, dass der Kalkputz die Feuchtigkeit wieder abgeben wird und man die Flecken überstreichen kann. Aber der Gips darunter ist ja ebenfalls durchnässt und gibt evtl. nicht mehr die Stabilität. Und womöglich fängt das Ganze unter dem Kalk noch an zu schimmeln. Was würden Sie empfehlen?
Viele Grüße
Michael A.
Hallo Herr Torsten H.,
Sie können auf den HP 9 SL eine Armierungsschicht mit der HP 14 + Gewebe aufbringen. Wenn dies nicht erforderlich ist und die Ebenheit vom HP 9 SL passt, können Sie auch direkt den HP 90 (gefilzt) oder HP 910 (glatt) im gewünschten Farbton aufbringen.
Die von Ihnen beschriebenen Symptome kann ich nicht auf den Kalkdämmputz zurückführen. Für mich klingt das eher nach einer Grundierung unter dem Putz. Wurde z.B. Betokontakt auf den Bruchstein aufgetragen?
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
wir haben im unserem Wohnzimmer (Altbau von 1760)eine ca. 10qm Bruchsteinwand mit Hessler HP 9SL ca. 5cm dick verputzt.
Wie wäre hier der bestmöglich Aufbau vorzunehem für einen Putz bzw. eine Farb und welche Produkte könnten sie empfehlen?
Die Wand steht jetzt schon mehrere Monate in diesem Zustand offen und meiner Lebenspartnerin und mir brennen bei längerem Aufenthalt in dem Raum die Augen bzw. werden rot und jucken. Könnte dies auf den Kalkdämmputz zurückzuführen sein?
Freundliche Grüße
Hallo Herr Michael S.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Interesse an meinem Blog.
Sie haben das völlig richtig verstanden: Der Hasit 666 ist ein Kalk-Zementputz, kein reiner Kalkputz. Die Hälfte vom Bindemittel besteht aus Zement, wie Sie im Sicherheitsdatenblatt unter Abschnitt 3 nachlesen können. Das Angebe im Technischen Merkblatt, es handelt sich um einen Putz der alten Putzmörtelgruppe P I, ist falsch. Putze der Mörtelgruppe P I erreichen eine Druckfestigkeit bis zu 1,0 N/mm².
Ein Putz mit solch hohem Zementanteil liegt deutlich über dieser Druckfestigkeit, wozu es bei Hasit aber keine Angaben gibt. Dafür ist zu lesen, dass der Hasit 666 befliest werden kann, was bei einer Druckfestigkeit von 1,0 N/mm² nicht möglich wäre. Bei diesem Produkt wird der Verbraucher also eindeutig getäuscht.
Abgesehen von der Irreführung des Verbrauchers wäre Hasit 666 für Ihr Vorhaben auch wenig geeignet. Die von Ihnen angesprochene Problematik der Feuchteregulierung wird durch den Zementanteil im Hasit 666 eingeschränkt.
Ich empfehle Ihnen daher die Produkte der Firma Hessler. Die liefern direkt auf die Baustelle, so dass es nicht so wichtig ist, bei welchem Händler Sie kaufen. Wichtig ist nur, dass er sich auskennt, damit die Produkte auf den Untergrund abgestimmt sind.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Morgen Herr Engist,
interessiert hab ich ihren Blog verfolgt.
Ich saniere gerade das Treppenhaus meines kleinen Miethauses und möchte einen Kalkputz an die Wände bringen, da es im Treppenhaus nur ein kl. Fenster zum lüften gibt ist die Luftfeuchtigkeit hoch und ich erhoffe mir mit dem Kalkputz eine gewisse Regulation. Ein weiteres Fenster oder Lüftungsanlagen einzubauen ist nicht möglich da alle Außenwände des Treppenhauses Brandwände sind und das Bauamt es ablehnt in diese Öffnungen zu erstellen.
Jetzt bin ich auf der Suche nach einen Kalkputz herstellen… Sie empfehlen oft den Kalkputz von der Firma Hessler HP 9 , leider ist der nächste Händler 100km von mir weg. Mein Baustoffhandel in der Nähe hätte mir von Hasit den Kalkputz 666 angeboten. Aber wenn ich ihre Beiträge richtig verstehe sind Putze mit hydraulischen Kalk als Bindemittel keine echten Kalkputze sondern Kalkzementputze. Könnten Sie mir sagen ob ich das richtig verstanden habe und um was es sich beim Hasit 666 handelt?
Mit freundlichen Grüßen
Michael S.
Hallo Herr J. R.,
Gima hat kein Produkt im Sortiment, welches auch nur halbwegs als Kalkputz durchgehen würde. Ob Zement enthalten ist hängt vom Produkt ab. Es ist aber in jedem Produkt, entweder Zement und/oder Kunststoff enthalten.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hab noch was vergessen. Ein örtlicher Stukkateur arbeitet mit Kalkolith von Gima. Wissen Sie, ob der zementfrei ist?
Hallo Herr Marco K.,
bei abgerundeten Ecken empfehle ich, ohne Putzprofile zu arbeiten, da Kalkputz darauf nicht haften würde. So gehen wir vor:
1. Je nach Stärke der Rundung tragen wir etwas vom Stein an der Ecke ab. Bei leichten Rundungen ist dies nicht notwendig, da der Grundputz 20 mm stark aufgebracht wird.
2. Ein Putzbrett wird in die Leibung gestellt und die Fassadenfläche verputzt.
3. Am nächsten Tag wird das Putzbrett auf der verputzten Fassadenfläche angeschlagen und die Leibung verputzt.
4. Ein bis drei Tage später runden wir die Kante ab.
5. In die HP 14 Armierlage wird anschließend ein 4×4 mm oder 5×5 mm Armierungsgewebe eingelegt und um die Ecke gezogen. Mit diesem Gewebe funktioniert es sehr gut. Es ist auch bei Hessler erhältlich.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
ich arbeite mich so langsam durch ihre Artikel und die hilfreichen Tipps in den Kommentaren. Beim Innendämmputz Hast mir das schon sehr geholfen. Besten Dank für ihre Arbeit und Mühe!
Eine kurze Frage hätte ich allerdings.
Ich möchte auf einer Außenwand bestehend aus liapor-Mauerwerk einen Außenputz aufbringen. Ich habe mich für ein System, zementfrei von Hessler entschieden mit HP14-HP9L-HP14 mit Armierung und Feinputz. Darauf dann Silikatanstrich.
Mir geht es dabei um die Ausführung der Ecken für eine Tür, also Übergang zur Laibung. Diese möchte ich gern leicht abrunden. Was können sie hierbei empfehlen? Spezielle abgerundete Putzschienen, verzinkt oder besser Ecken leicht abschlagen und mit Gewebe überputzen? Das Gewebe sollte aber entsprechend weich sein, könnte ich mir vorstellen. Haben sie dabei Erfahrungswerte oder direkte Empfehlungen, was sich gut verarbeiten lässt?
Am Sturz würde ich eine Kante belassen, auch als Tropfkante für den Regen…
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
Marco K
Hallo Herr Fabian,
immer gerne.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Sehr geehrter Herr Engist,
herzlichen Dank für den tollen Service!
Mit freundlichen Grüßen
Fabian
Hallo Herr Fabian,
die Hersteller-Empfehlung von Gutex funktioniert natürlich. Mit den Produkten von Maxit kann der Untergrund ausgeglichen, und die Holzfaser-Dämmplatte geklebt und armiert werden. Aufgrund vom Zementanteil in den Produkten halte ich dies aber für keine optimale Lösung. Der Zement reduziert nämlich die Diffusionsfähigkeit.
Daher empfehle ich Ihnen die Produkte von Hessler. Zum Ausgleichen den Kalk-Grundputz HP 9 oder HP 9 L. Um die Platten zu kleben und zu armieren, den Kalk-Haftputz HP 14. Darauf dann als Oberputz z.B. den HP 90 im Wunschfarbton.
Gräfix halte ich auch nicht für empfehlenswert, bei Ihrem Vorhaben. Reine Luftkalkputz wie der 66er, bindet ab, indem er CO 2 aufnimmt. Pro Millimeter Schichtdicke dauert dies einen Monat. Durch das bekleben mit der Dämmplatte würde es daher viel zu lange dauern, bis die Endfestigkeit erreicht wird.
Die Hessler-produkte sind auch zementfrei aber die verwenden natürlich hydraulischen Kalk als Bindemittel. Dieses bindet zusätzlich noch hydraulisch ab, weshalb es früher seine Endfestigkeit erreicht. Zudem ist Gräfix auch noch zu teuer.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Sehr geehrter Herr Engist,
herzlichen Dank für Ihren Beitrag, den ich vieleicht noch gerade rechtzeitig vor der Materialbestellung gesehen hatte.
Wir sanieren im Moment ein Ziegelsteinhaus aus den 1890er Jahren und sind zu zwei Seiten auf eine Innendämmung angewiesen (Ziegelwand ist trocken). Da das Haus teilweise vermietet werden wird, tendieren wir Kalk statt Lehm. Dafür ich Sie um eine Einschätzung zu unserem Vorhaben bitten?
Aufgrund der Hersteller-Empfehlung (shop.gutex.de/media/e2/52/a3/1694412102/1327_GUTEX_Intevio_Koop_Kalkputz_Maxit_de.pdf) sollten eigentlich nach einem Ausgleich mit Maxit purcalc ip 380 die Anbringen der Holzfaserdämmplatten (6 cm) auf Maxit multi 285
Kleber- und Armierungsmörtel folgen. Dies erscheint mir jetzt fehlerhaft (von CS II zu CS III).
Wären HP 14 Naturkalk Haftputz oder gräfix 66 oder 76 (direkt auf die Ziegelwand oder auf Maxit purcalc ip 380?) bessere Alternativen?
Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!
Mit freundlichen Grüßen
Fabian aus Oberfranken
Hallo Frau Bärbel J.,
ohne die Flächen gesehen zu haben ist es schwer zu antworten. Zunächst sollten Sie die Saugfähigkeit vom Untergrund prüfen, um den genauen Beschichtungsaufbau festzulegen.
Dann können Sie die Produkte von Hessler oder auch Solubel verwenden. Die Farbe des Putzes würde ich aber nicht als Maßstab hernehmen da der Kalkputz, egal von welchem Hersteller, unbedingt gestrichen werden muss. Ein zementfreier Kalkputz der nicht hydrophobiert wurde funktioniert auf der Fassade nicht ohne Anstrich.
Der Luftkalkputz von Solubel ist zementfrei. Allerdings enthält er eine Reihe natürlicher Zusätze die nicht zwingend positiv zu bewerten sind. Das ist aber Ansichtssache.
Von einer Eigenmischung rate ich ab, wenn Sie keinen Fachmann an der Hand haben, der Sie unterstützt. Würde erst im Innenbereich etwas Erfahrung sammeln bevor Sie sich mit einer Eigenmischung an die Fassade wagen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Sehr geehrterer Engist,
ernüchternd zu lesen das Otterbein Dämmkalkputz welcher Zementfrei sein soll ,Zement enthält. Den habe ich nun für die Aussenwand gekauft für mein Bad leider ……
Jetzt eine Frage zum Aussenputz meines Hauses. Ich habe ein kleines Haus welches mit Lehm und Ziegeln 1850 also ich glaube Reichsziegel! gebaut wurde und im inneren des Hauses sind Lehmdecken und Lehmstakenwände. Ich habe alle Decken und sonstige Schäden mit Lehm wieder instand gesetzt und suche nun nach dem geeigneten Putz für die Aussenfassade welche zur Zeit ohne Putz ist da wir den grauen DDR putz abgeklopft haben. Laut Denkmalpfleger sollte das Haus so besser trocknen, was es auch getan hat. Leider haben wir keinen grossen Dachüberstand. Geplant war ein Hessler Kalkputz mit einer Grundierung, Ich glaube HP9! empfohlen von AWB in Berlin, zwecks der besseren Haftung, da wir wir Teile des Hauses erneuern mussten, haben wir in der einen Giebelwand nun Protonsteine welche aber wirklich nur ein kleinen Teil der Fläche ausmachen. Ich wollte eigentlich Zementfrei bauen…… und dachte mit Otterbein bin ich auf der richtigen Seite. Nun will ich den selben Fehler nicht noch einmal machen. Das Mauerwerk in der Scheune des Hauses habe ich mit Solubel Luftkalkmörtel ausgebessert welcher genau den Ton hätte den ich mir für das Haus vorstellen könnte. Kann ich diesen zum verputzen nehmen oder ist auch das wieder eine teure Lüge. Ich könnte auch alles selber mischen, hab aber keine Ahnung wie die Verhältnisse sein müssen und welche Materialien sich für die Aussenfasade eignen.. Farblich hätte ich gerne das Haus in einem warmen Sandigen Ton verputz oder gestrichen mit Keimfarbe. Ohne Farbe würde es mir besser gefallen. Der Hessler Putz ist nun sehr grau das gefällt mir so nicht und ich glaube ohne Anstrich auch nicht wetterfest genug. Ich hoffe sie haben eine Empfehlung für mich.
Mit freundlichem Gruss Bärbel J.
Hallo Herr Alex V.,
wird schwierig noch einen Filzputz von Schaefer Krusemark zu bekommen. Die sind mittlerweile nicht mehr am Markt.
Ich empfehle Ihnen daher den Kalk-Feinputz HP 90 von Hessler. Bin mit der geplanten Ausführung nicht wirklich glücklich.
Grundsätzlich funktioniert Biogrund und HP 90 auf Gipsputz. Sie werden von den Vorteilen von einem Kalkputz so aber nicht viel spüren. Dazu wird der Filzputz zu dünn aufgebracht. Erst ab einer Schichtdicke von 5 mm kann ein Kalkputz genügend Feuchtigkeit aufnehmen, um das Raumklima spürbar zu verbessern. Würde daher unter den Filzputz noch eine 5 mm starke Schicht Kalk-Haftputz HP 14 aufbringen.
In diese Lage können Sie auch ein Gewebe einlegen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Abend Herr Engist,
seit mehreren Monaten darf ich mich mit der Thematik „gesundes Wohnen“ im Rahmen unserer Renovierung beschäftigen. Immer wieder stoße ich dabei auf Ihre Seite und konnte / musste schon viel lernen.
Ich habe bereits ein Zimmer mit dem Calcea Kalkgrundputz verputzt in dem Glauben, dass es sich um einen reinen Kalkputz handelt. Dass die Damen und Herren im Baumarkt nicht informiert sind erwarte ich schon gar nicht mehr. Aber seitens des Herstellers finde ich es dreist, wie geworben wird. Wenigstens scheint der Anteil an Zement auf einen Anteil im hydraulischen Kalk, welcher zu 5 – 15 % im Produkt sein soll, beschränkt zu sein. Aber dennoch.
Eine Frage habe auch ich: Wir würden gerne unser Wohnzimmer mit einer Art Kalk-Filzputz versehen, sodass wir uns ein anschließendes Streichen sparen können (Untergrund Gips). Freunde von uns verwendeten hierfür den Kalk-Filzputz von Schaefer Krusemark. Dieser ist aber offensichtlich auch nicht empfehlenswert. Zwei der Wände müssen wegen Rissbildung aber auch mit einem Gewebe versehen werden. Also die Frage: Gibt es eine gute Möglichkeit, mit einem Filzputz auch Gewebe einzuarbeiten? Oder würde sich hier ein mit kalkechten Pigmenten eingefärbter Kalkputz anbieten?
Danke vorab für Ihre Antwort, Ihr lobenswertes Engagement und die regelmäßigen Updates!
Grüße aus dem Saarland
Alex V.
Hallo Herr Constantin B.,
in der Regel bekommt man selbst im Baumarkt einen geeigneten CL 90. Da es sich um das reine Bindemittel handelt sollten keine weiteren Zusätze enthalten sein.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen!
welchen Weißfeinkalk empfehlen Sie, um einen eigenen Mörtel/Sumpfkalk anzusetzen?
ist es egal, von welchem Hersteller, Hauptsache es ist ein cl 90? ein cl 80 scheint mir nicht weiß genug zu werden.
Eigenwerbung darf auch mal sein, ich hatte mich allerdings schon im Vorwege für das Seminar angemeldet 🙂
kommen Sie gut ins neue Jahr.
Viele Grüße
Constantin
Hallo Herr Constantin B.,
für ein optimales Wohlfühlklima spielt es keine Rolle, ob man Kalk oder Lehm verwendet. Beide Baustoffe sorgen für ein tolles Raumklima. Wichtig ist nur, dass Sie keine mit Zement oder anderen Zusätzen „optimierten“ Produkte wählen.
In Räumen mit stark erhöhter Luftfeuchtigkeit, wie z.B. Bädern, halte ich Kalk aufgrund seiner hohen Alkalität für den besseren Baustoff.
Von den Otterbein-Produkten halte ich nichts. Deren Strategie ist mir zu sehr auf Gewinnoptimierung und weniger auf Kundennutzen ausgerichtet. Wer zementhaltige Produkte als zementfrei vermarktet, ist nicht der richtige Partner, wenn es um Wohngesundheit geht. Ob der Grundputz Calcea von Otterbein etwas taugt, kann ich nicht sagen. Laut Datenblatt ja, aber das ist bei Otterbein nicht sehr aussagekräftig.
Vielen Dank auch für die Einblicke in Ihr Sanierungsprojekt. Eigentlich vermeide ich es hier Werbung für mich zu machen. Aber Sie sollten sich mal meinen kostenlosen Online-Vortrag anhören. Da ist sicher auch für Ihr Projekt etwas Interessantes dabei. https://www.natuerlich-kalk.de/service/bauherrenseminar/
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Tage Herr Engist,
vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit und auch die tolle Beantwortung der spannenden Kommentare hier.
Ich habe 2 Fragen an Sie:
1: womit sollte man eher seine Wände verputzen, mit Kalt oder Lehm? bezogen auf ein optimales wohlfühl-/Raumklima.
Wir sind noch am Anfang unserer Haussanierung (alte Bauernkate) und können noch alles „richtig“ entscheiden.
Aktuell sind wir so eingestellt, dass wir Kalk dort verwenden, wo wir eine erhöhte Druckfestigkeit (Flur, Küche…) benötigen und Lehm in den Wohnräumen (Schlafzimmer z.B.). Probleme mit Feuchtigkeit haben wir zum Glück nicht.
2: Für einen schmalen Taler konnte ich den Calcea Kalkgrundputz von Otterbein erwerben. Was halten Sie von dem? Aus dem Kommentaren ist eher nur noch eine Verwendung als Trittschalldämmung zu vermuten. 😉
Für interessierte, hier ein kleiner Einblick von den Vorteilen einer ÖkoLogischen Sanierung, in Eigenleistung.
Wir haben den Fußbodenaufbau in der Küche wie folgt umgesetzt: Schaumglasschotter, Kalkestrich(bestehend aus NHL 5 v. Otterbein…und Ziegelsplitt) darin eine Fußbodenheizung und abgeschlossen mit halbgebrannten Fliesen von Handgeformt, die wir in ein Kalkmörtelbett aus Hessler HP9 und ein hauch Romanzement gelegt haben.
Im Flur haben wir normale Fliesen mit ca. 5 cm Dämmung(wurde vom Vorbesitzer vor 20 Jahren in Auftrag gegeben.) Das Laufgefühl ist in er küche um Welten besser, kein Hall, keine Vibration beim Laufen, man steht auf massiven Grund und doch ist der Boden weich und warm. Feuchtigkeit von den Hundepfoten oder wodurch auch immer ist in deutlich unter 5 Minuten nicht mehr sichtbar…im Flur hat man Stunden später noch nasse Socken, wenn man in einen kleinen Wasserfleck tritt. (Vergleich natürlich ohne die aktive Fußbodenheizung.)
Im Bad wollen wir das wiederholen, daher haben wir für Anregungen ein offenes Ohr 🙂
Liebe Grüße und schöne Feiertage
Constantin
Hallo Herr Marco K.,
vor dem Estrich den Grundputz aufbringen. Zuerst den Estrich einbauen macht es deutlich komplizierter. Sie müssten die Estrichfuge schützen und den Estrich vom Putz entkoppeln. Zudem kann Ihnen Wasser vom Vornässen unter den Estrich laufen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Abend Herr Engist,
ok, das klingt nachvollziehbar und ich werde mal Ubakus bemühen.
Mich würde noch interessieren, wie ihre empfohlene Abfolge in Zusammenhang mit einer Fußbodenheizung in Estrich auf HFW-Dämmung (alter Scheunenholzfußboden) ist. Standardmäßig ja zuerst die Wände und dann der Fußboden,v.a. wegen Schallschutz, etc. Oder macht hier ein anderer Aufbau mehr Sinn? Randstreifen aus Putz, Fußboden rein und später die Wände?
Für Tipps und Anregung bin ich Ihnen sehr dankbar.
Besten Dank und mit freundlichem Gruß
Marco K.
Hallo Herr Marco K.,
mit genügend Leichtzuschlag können Sie einen reinen Zementputz so einstellen, dass er den Vorgaben von Kalkputzen entspricht. Daher muss bei Dämm- oder Leichtputzen immer sehr genau auf die Inhaltsstoffe geachtet werden.
Von Otterbein halte ich nichts. Die hatten mal gute Kalkputze im Sortiment, fallen mir jetzt aber nur noch negativ, mit verbrauchertäuschenden Falschaussagen auf. Wie Sie selbst festgestellt haben, enthält der Calcea Dämmputz einen sehr hohen Zementanteil.
Otterbein schreibt auf deren Website aber: „Für den ökologischen Hausbau bieten wir unsere Produktreihen CALCEA® und CAREMA®: Ästhetisch, ökologisch und zertifiziert Allergiker-freundlich. Die erstklassigen Putze, Mörtel und Anstriche werden auf reiner Kalkbasis, komplett frei von Zement oder synthetischen und organischen Bindemitteln, hergestellt.“
Das habe ich gerade von der Otterbein-Website kopiert. Ob Sie solch einem Hersteller Ihr Vertrauen schenken möchten müssen Sie selbst beantworten.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Marco K.,
da Hessler Blähglas einsetzt weist der Putz automatisch eine höhere Druckfestigkeit auf. Perlite lässt sich sehr einfach zerdrücken, Blähglas nicht. Hessler muss daher nicht mit Zement die Druckfestigkeit erhöhen.
Elektrodosen mit zementhaltigem Material fixieren. Sie können auch Romanzement verwenden. Wichtig ist es, Gips zu vermeiden.
Bei der Entfeuchtung vom Mauerwerk ist der Klimasan etwas besser. So zumindest meine persönliche Erfahrung. Beim Dämmwert halte ich den Hessler für einen Tick besser, wenn die Dämmputze mit der Maschine verarbeitet werden. Bei der Handverarbeitung sollten sie nahezu identisch sein.
Beim Lehm zum Beimischen habe ich keinen Favoriten. Wir verwenden Lehmpulver ohne Sand. Es würde aber auch ein Lehm-Grundputz funktionieren, wenn nicht zu viel beigemischt wird.
Früher wurde ohne Gewebe gearbeitet aber da gab es auch noch keine Wandheizung. Meinen Holzofen habe ich mit einer Kalk-Lehm-Hanffaser-Mischung verputzt, ohne Gewebe. Bis jetzt habe ich noch keine Risse, obwohl die Fläche bis zu 50° C warm wird. Bei unseren Kunden bauen wir aber ein Gewebe ein, um die technischen Ausführungsvorgaben zu erfüllen.
Weitere Zusätze wie Casein oder Leinöl sind in dem Putz nicht notwendig.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
…noch als Zusatz: Wie sind ihre Erfahrungen mit otterbein calcea (zkw-otterbein.de/produkte/alle_artikel/calcea-kalkdaemmputz-innen-detail)
Trotz des hohen Zementanteils von 10-20% wird eine Diffusionswiderstand von 3,6 erreicht.
Hallo Herr Engist,
viele Dank für die Informationen und Tipps.
Ich habe leider bisher erfolglos nach der Druckfestigkeit des HP 9 SL gesucht. Daher fiel mir ein Vergleich schwer. Wie löst Hessler das Druckproblem, wenn nicht über Zement? Romankalk? Preislich werde ich mir es mal durchrechnen, was ich an Dicke unter den Rohren in etwa benötige. Viel sollen die Heizrohre ja dann (mitKalk/Lehm) nicht überdeckt werden.
Gibt es Sonderlösungen/Situationen für Steckdosen, Fensterlaibungen, etc. welche einen Tipp bedürfen? 🙂
Ich denke ausschlaggebend wird wohl auch sein, ob ich es per Hand oder Maschine anwerfe, da Blähglas ja bei weitem formstabiler ist. Mich wundert, dass der Klimasan sogar „bessere“ Werte hinsichtlich Dampfdiffusion und Wärmeleitfähigkeit besitzt, trotz Zement.
Haben Sie einen Tipp, was Lehm angeht, welchen man gut Beimischen kann, oder halten Sie sich da meist recht regional bezogen? Ein Armierungsgewebe würde ich noch mit einsetzen, oder? Sie empfehlen ja auch gern den Hessler KL, da werde ich preislich wahrscheinlich deutlich teurer komen, als mit einer Baustellenmischung, dafür aber sehr komfotabel.
Wie ist es mit der Beimischung von Casein, Leinöl o.ä. und ihren Erfahrungen für die oberen Kalkschichten/Lehm?
Besten Dank, auch das Sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen!
Hallo Herr Marco K.,
richtig, im Klimasan Kalk-Dämmputz ist Zement enthalten. Der Zementanteil liegt bei knapp 3% und ist bei diesem Produkt notwendig um etwas Festigkeit zu erreichen. Nur Kalk und Perlite wäre, bei dem hohen Perliteanteil zu weich. Trotz Zement erreicht der Dämmputz noch einen Diffusionswert von 5, was sehr gut ist.
Bei Hessler gibt es den HP 9 SL in zwei Varianten. Der HP 9 SL-I ist für den Innenbereich, ohne Zement. Der HP 9 SL-A ist für den Außenbereich, mit unter 3% Zement.
Ob Sie den Hessler oder Klimasan Dämmputz verwenden, spielt bei Ihrem Vorhaben keine Rolle. Beim Dämmwert, der Diffusionsfähigkeit und der „Härte“ sind beide Produkte fast identisch. Auch beim Überputzen von Fachwerk funktionieren beide sehr gut. Würde es daher von den Kosten abhängig machen.
Zu Ihrem Vorhaben:
Sie sollten erst den Dämmputz aufbringen und darauf die Heizrohre verlegen. Die Rohre mit Dämmputz einputzen wäre nicht gut, weil Sie so einiges an Heizleistung verlieren. Das wäre wie wenn Sie einen Heizkörper in eine Decke einwickeln.
Also Dämmputz aufbringen, dann die Heizleitungen montieren und diese dann zweilagig einputzen. Erst auf Rohrstärke und dann nochmal mit ca. 15 mm Überdeckung. Eine Eigenmischung funktioniert auf beiden Dämmputzen. Ich würde der Eigenmischung aber noch etwas Lehm beimischen. Das erhöht die Flexibilität (vermindert Rissbildung) und sorgt für mehr Speicherkapazität.
Wenn Sie noch Fragen bezüglich Verarbeitung oder Materialbeschaffung haben, einfach wieder melden.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
wie meine Vorredner möchte auch ich mich für ihre Arbeit und Artikel bedanken, sehr Aufschlussreich!
Was mir in meiner Recherche auffiel ist, dass selbst der Klimasan-Dämmputz Zement enthält. Ich weiß nicht, ob sich die Rezeptur in der Zeit geändert hat, aber das hat mich doch sehr verwundert. Wie sind ihre Erfahrungen mit der Belastbarkeit des Hessler 9 SL als Innendämmputz hinsichtlich „Belastbarkeit“? Kann ich diese mit einem klassisch selbst angemischten reinen Kalkputz vergleichen oder bringt er enthaltene NHL 5 einen deutlichen Mehrwert?
Direkter Holzkontakt dürfte durch das Ausbleiben von Zement ja auch kein Problem sein, oder? Wir Sanieren eine alte Scheune, welche eine tragende Holzkonstruktion hat und quasi die Mauern nur dazwischen gesetzt sind.
Meine Hauptfrage bezieht sich auf ihre Erfahrungen mit einer entspr. Wandheizung auf Ziegelmauerwerk. in meiner Vorstellung würde auf die Wand der Innendämmputz kommen, dann die Verrohrung und als oberste Schicht einen klassichen kalkputz ohne Dämmeigenschaften, denn ich will ja dort die Wärme abbekommen, oder spricht ihrer Meinung nach etwas dagegenen? Würden Sie erst 2 Schichten Dämmputz aufwerfen und dann die Verrohrung oder schon von grundauf Rohre dran und dann erst Anwerfen?
Ich bin auf ihre Meinung gespannt. Ich würde diese Arbeiten gern selber machen, auch weil ich leider oft nicht so gute Erfahrungen mit Maurern gemacht habe, die nicht im traditionellen Stile mehr arbeiten.
Besten Dank und weiter viel Schaffenskraft
marco aus DD
Hallo Herr Thilo,
es freut mich wenn ich Ihnen helfen konnte.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
danke für Ihre Antwort.
OK Dämmputz scheidet anhand von zu geringer
Schichtstärke sowieso aus. Sicher ein tolles Produkt das ich
mir für eine lohneswertes Vohaben gemerkt habe.
Aufgrund von,
diversen Überputz Rohrleitungen, ,die von einem Durchlauferhitzer zum Bad und auch
von überputz geführter Elektrik ist es nur möglich max. 5mm aufzutragen.
Ich denke auch über Streichputz nach .
wobei glattere Oberflächen schon besser wären
und viel schleifen kann ich nicht in der bewohnten Wohnung.
._____________________
gestern wurde mir vom, AWB Naturbaustoffe ,Berlin,
Mitarbeiter vorgeschlagen:
alles grundieren mit:
– Kreidezeit Vega Grundierung
und mit :
– Kreidezeit Wandspachtel
zu
versputzen
und eventuell nicht anzumalen
und wenn dann mit Kalk-Farbe.
Ich finde den Vorschlag auch gut und
angemessen für das Objekt.
————————-
Das Objekt :
von Wasserschaden betroffene kleine Mietwohnung
Parterre , Hinterhof , abgehängte Decke, viel verspachtelter Gips
und Zement, lohnt nicht wirklich, die Mühe und gute Materialen
einzubringen.Doch ich versuche den Idealismus beizubehalten.
Erschwerend ist das Resolute Verhalten des Hausbesitzers mit
Hausmeistertruppe die seit 1,5 Jahren einen Wasserschaden
verharmlosen und nun für nicht mehr existent erklären.
————————–
Ich finde in Ihrem Blog viele interessanten
Informationen, die zu neuen Erkentnissen
der Materialwahl führen.
Danke für Ihre Hilfe
Mit vielen Grüssen
aus Berlin
Thilo
Hallo Herr Thilo,
bevor Sie den HP 14 als Haftbrücke einsetzen, sollten Sie den Untergrund mit Biogrund grundieren. Wenn da andere Putzschichten drüber waren ist das besser.
Den HP 14 können Sie als Armier- und Spachtellage einsetzen, wenn die Schichtdicke nicht mehr als 5 – 6 mm betragen soll.
Den HP 9 SL können Sie auch verwenden, davor aber erst wieder Biogrund und HP 14 aufgezahnt. Direkt funktioniert das nicht mit dem HP 9 SL. Damit der HP 9 SL bei feuchtem Mauerwerk funktioniert sollte dieser ab 3 cm Schichtdicke aufgerbacht werden.
Bei den Gipsplatten Biogrund oder Deckgrund, wenn diese verfärbt sind, darüber HP 14 mit Gewebe und dann Kalk-Oberputz oder Kalkfarbe. Silikatfarbe wäre nicht ideal, weil die die Oberfläche abdichtet.
Der Deckgrund funktioniert auch bei Wasser- oder Nikotinflecken.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
ich renoviere den Küchen und Bad Bereich meiner kleinen Mietwohnung im Parterre (Feuchtigkeit).
Nach dem abkratzen der mit Latexfarben bestrichenen Tapeten
bin ich mit Mauern die mit verschiedenen Spachtelmassen (Gips, Zement.+?) gespachtelt wurden
konfrontiert .
Ich gedenke zur Egalisierung dieser Spachtelmassen einen Haftputz von Hessler
oder den Dämmputz HP 9 SL aufzutragen.
Eine Wand ist aus Gipsplatten.
Plan:
1.Biogrund
2.HP14 oder HP9SL
3.Silikatgrundierung
3.Silikatfarbe
Die Fragen sind :
Kann man nach Grundierung mit Biogrund den
HP9SL direkt auf Gipsplatten aufputzen ?
Eignet sich Biogrund auch als Grundierung für Silikatfarben?
Können sie ein Isolier bzw. Absperr -mittel für Wasser bzw Nikotinflecken empfehlen ?
Haben sie eine gute Idee für eine relativ günstige Egalisierung?
Hallo Herr Robert C.,
beim Weißkalk (CL) handelt es sich nach EN 459-1 um Luftkalk, also das reine Bindemittel für Ihren Kalkputz. Dieses enthält keinen Zement.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo,
ist Weißkalkhydrat nach DIN EN 459-1 Zement frei?
Danke.
Hallo Herr H. B.,
Sie werden begeistert sein von den Produkten und der positiven Veränderung vom Raumklima. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Projekt.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Das war ja eine blitzschnelle Antwort, die Sie uns so früh am Morgen gegeben haben.
Vielen herzlichen Dank .
Wir werden es dann so mit dem Hesslerputz machen.
Liebe Grüße
H. B.
Hallo Herr H. B.,
ich bin mir nicht sicher ob ich Ihre Nachricht richtig verstehe. Auf die Hanfsteine soll im Außenbereich Hessler Naturkalkputz oder als Alternative Weber Pluscalc? Oder ist der Pluscalc nur für den Innenbereich gedacht?
Wenn es eine Alternative für den Hessler sein soll empfehle ich, brechen Sie den Kontakt zu Ihrem Putzer ab. Der Pluscalk ist ein Innenputz. Meiner Meinung nach ist es noch nicht mal ein Innenputz, sondern Sondermüll und die Produktbezeichnung „Pluscalc“ täuscht den Verbraucher.
Der Weber Pluscalc ist ein Gipsputz mit Zement und einer geringen Menge Kalk. Wenn Sie den verwenden, haben Sie das Geld für die Hanfsteine umsonst ausgegeben.
Ich empfehle Ihnen, auch im Innenbereich den Beschichtungsaufbau von Hessler. Nur im Innenbereich würde ich den HP 90 direkt im Wunschfarbton aufbringen oder mit einer Sumpfkalkfarbe streichen.
Der Anstrich mit Silikatfarbe ist nur im Außenbereich sinnvoll. Weil die Farbe den Putz besser vor Nässe schützt und deutlich länger hält, als eine Sumpfkalkfarbe.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Wir bauen ein Haus aus Hanfsteinen, also Mauersteinen bestehend aus Hanfschäben gemischt mit Kalk und zu Steinen gepresst.
Jetzt geht es um den Innen- und Aussenputz. Unser Hanfingenieur für außen Putze Hessler P9L
Unser Putzer empfiehlt Weber Putze (Weber pluscalc) mehrschichtig aufgetragen.
Ich habe bei Hessler angerufen, und die empfehlen für die Fassade:
– Unterputz: HP9L
– Gewebe-Armierung: HP14
– Oberputz HP90
Alle Putze hätten einen Diffusionswert von My <7
Hessler empfiehlt allerdings, den Putz mit einer Silikatfarbe von Beeck vor eindringender Nässe zu schützen
Der Weberputz pluscalc hat auch einen Diffusionswert von <10. Wäre das eine Option für Innen? Zusätzlich käme Sumpfkalkfarbe auf den Innenputz.
Was ist Ihre Einschätzung?
Hallo Frau Lisa S.,
wir verarbeiten die Sumpfkalkfarbe von Hessler und sind sehr zufrieden damit.
Natürlich können Sie den Oberputz auch ohne Anstrich lassen. Gefilzte Oberflächen sollten Sie aber mit einem sauberen Besen abkehren damit das lose Korn nicht die nächsten Monate nervt.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Ganz herzlichen Dank für ihre schnelle und ausführliche Rückmeldung und ihre Mühe mit den ganzen Informationen hier.
Dann werden wir bei der Farbe auf jeden Fall nach der Sumpfkalkfarbe schauen. Können sie da auch die Farben von Hessler empfehlen, oder haben sie noch weitere Hersteller?
Ich hatte auch schon überlegt ob es möglich wäre den Putz ganz ohne Farbanstrich zu lassen? Müsste dazu aber auch erstmal das Ergebnis des Oberputzes sehen.
Beste Grüße
Lisa
Hallo Frau Lisa S.,
bei den Produkten handelt es sich, anders als beim Rotkalk, um „echte“ Kalkputze ohne Zement und ohne chemische Zusätze. Dennoch möchte ich Ihnen nicht empfehlen den Hesser Oberputz auf den Hessler Grundputz aufzutragen.
Es würde funktionieren und Sie hätten das bessere Produkt aber der Nutzen wäre nur minimal. Der Oberputz hat eine Schichtdicke von ca. einem Millimeter. Das ist zu dünn um einen spürbaren Mehrwert zu bieten.
Deshalb würde ich nicht das Risiko eingehen und in einem „Gewerbeobjekt“ den Hersteller zu wechseln. Nehmen Sie den Rotkalk-Oberputz und bleiben Sie im System. Dann haben Sie, wenn es irgendwann mal zu Problemen kommt den Hersteller als Ansprechpartner.
Viel wichtiger wäre mir: Verwenden Sie auf keinen Fall die Knauf Rotkalkfarbe!!! Damit dichten Sie den Putz noch mehr ab. Nehmen Sie lieber eine gute Sumpfkalkfarbe. Das bringt einen größeren Nutzen als den Hersteller beim Oberputz zu wechseln.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Ich habe nun schon einiges gelesen und bin ein wenig frustriert. Unser gesamtes ehemaliges Pfarrhaus wurde mit Knauf Rotkalk verputzt. Ich dachte die ganze Zeit wir haben da etwas gutes… jetzt weis ich es besser…
Einen kleinen Hoffnungsschimmer habe ich noch, die letzte Schicht (feinputz) oder wie auch immer die genau heißt, fehlt bei uns noch.
Ist es möglich und vor allem auch sinnvoll die letzte Schicht mit dem von ihnen empfohlene Hessler Kalkputz anstatt des Knauf Rotkalkes zu ersetzen?
Vielen Danke für ihre Einschätzung.
Hallo Frau Gabriele P.,
die Produkte von Graphenstone kenne ich nicht. Mein Schwerpunkt liegt bei den Kalkputzen deutscher Hersteller. Leider finde ich bei denen auf der Website auch keine deutschen Datenblätter, um die Zusammensetzung zu prüfen.
Warum Ihr Altputz bröckelt und ausblüht kann ich Ihnen aus der Ferne nicht beantworten. Die Hauptursache ist sicher nicht die 80% Luftfeuchtigkeit, weil ich viele Gebäude am Meer kenne, bei denen Kalkputz sehr gut funktioniert.
Am besten Sie sprechen mit einem kompetenten Verarbeiter vor Ort.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
ich beschäftige mich wegen der Sanierung einer Villa (aus den 80er aber schon Denkmalgeschützt) am Mittelmeer mit Kalkputzen für innen und außen und habe gerade die spannenden und innovativen Produkte von Graphenstone aus Sevilla entdeckt. Haben Sie mit diesen Produkten Erfahrung?
in der Vergangenheit wurde in Spanien dem Kalkputze oft einfach irgendein Sand beigemischt. In diesem Fall vielleicht sogar vom Strand direkt 😉Es bröckelt und blüht außen an vielen Stellen. Luftfeuchtigkeit in der nacht häufig über 80% und am Tag ganz gering. Haben Sie eine Empfehlung für uns?
Hallo Herr Michael A.,
die Produkte von Hessler lassen sich genau wie andere Kalkputze oder auch Kalk-Zementputze verarbeiten. Dennoch ist ein wenig Fachwissen notwendig. Ich muss Untergründe prüfen und beurteilen können damit der richtige Beschichtungsaufbau gewählt werden kann. Zudem muss ich dem Kalkputz bieten was er fordert, damit das Ergebnis passt. Das bedeutet ich muss ihn mit genügend Wasser versorgen und im die Zeit geben die er brauch um Abzubinden.
All das habe ich bei Industriekalkputzen nicht. Die können ohne Hirn verarbeitet werden. Bei einem echten Kalkputz brauchen Sie einen Fachmann. Bei Industriekalkputzen genügt es wenn der Verarbeiter in der Lage ist Säcke aufzumachen.
Zu Ihrem Beschichtungsaufbau:
Ich würde Biogrund + HP 14 + HP 90 einsetzen. Weil Sie so auf eine Gesamtschichtdicke von 5 – 6 mm kommen. Kalkputze sind super aber eine Veränderung vom Raumklima gelingt erst ab Schichtdicken von 5 mm. Weil erst dann genügend Feuchtigkeit aufgenommen und gespeichert werden kann.
Ob eine Gewebeeinlage notwendig ist hängt vom Untergrund ab. Wenn dieser bisher rissfrei geblieben ist brauchen Sie kein Gewebe.
Bei der Decke können Sie auch mit Biogrund + Kalk-Streichputz arbeiten. Die Wandfläche sollte als Feuchtepuffer ausreichen. Nur wenn oft erhöhte Luftfeuchtigkeit gemessen wird sollten Sie auch auf die Decke 5 – 6 mm Kalkputz aufbringen.
Egal ob Dämmputz oder Dämmplatte, Gips als Untergrund ist für beide Systeme nicht sinnvoll. Ich könnte aber auch schreiben, wenn die Dämmplatte auf dem Gipsputz funktioniert, funktioniert auch der Dämmputz.
Solange das Mauerwerk trocken bleibt wird der Gips keine Probleme machen. Die kommen erst, wenn mal Feuchtigkeit eindringt, egal ob Dämmputz oder Dämmplatte.
Laut dem Datenblatt von Erfurt kann jeder mineralische Putz auf die Dämmplatte aufgebracht werden. Ich würde zu Ihrem Beschichtungsvorschlag noch HP 14 + Gewebeeinlage empfehlen. Mir wäre das Risiko der Rissbildung im Fugenbereich zu hoch.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
vielen Dank für Ihre schnelle und sehr ausführliche Antwort.
Ich versuche gerade, das System zu durchschauen. Liegt es am Vertrieb (an den Lieferanten), dass mir Handwerker trotz konkreter Anfrage (ich habe Hessler-Produkte vorgeschlagen) nur Alternativprodukte anbieten? Oder sind die Alternativen einfacher und schneller zu verarbeiten oder haben höhere Margen? Oder gibt es andere Gründe, warum Handwerker hier ausweichen?
Wir wollen einen Raum in einem REH, Bj. 2000 sanieren. Der Raum befindet sich im EG, nicht unterkellert. Daher ist es dort eher kühl und im Sommer ist die Luftfeuchtigkeit leicht erhöht. An den Wänden ist aktuell noch Gipsputz mit Tapete, die Decke ist aus Beton auch mit Tapete. Der Gipsputz soll nicht entfernt werden (zu aufwändig), aber das Raumklima soll verbessert werden.
Den Beschichtungsaufbau habe ich mir so vorgestellt:
Betondecke: Entweder Biogrund HP 9500 + Kalk-Streichputz HP 9200 oder Biogrund HP 9500 + Kalk-Haftputz HP 14 + Naturkalk-Edelputz HP 90 + ggf. Sumpfkalkfarbe HP 9100.
Innenwände: Biogrund HP 9500 + Kalk-Haftputz HP 14 in 5 mm Schichtdicke (Gewebeeinlage notwendig???) + Naturkalk-Edelputz HP 90 als Oberputz + ggf. Sumpfkalkfarbe HP 9100.
Außenwände: An die beiden Außenwände wollte ich Klimaplatten (Erfurter Klimatec, 1 cm) anbringen und darauf einen Kalkputz. Wie ich gelesen habe, sind Sie kein Fan von Plattendämmstoffen. Könnte ich statt den Klimaplatten auch einen Kalk-Dämmputz auf den Gipsputz auftragen oder müsste ich den Gipsputz zuerst entfernen? Oder wäre ein Aufbau mit Klimaplatten (+ Biogrund + Kalk-Haftputz + Naturkalk-Edelputz) nicht auch sinnvoll? Könnte man in diesem Fall, da die Platten bereits eine regulierende Wirkung haben, dann auch auf eine Schichtdicke von 5 mm verzichten und nur Biogrund mit Streichputz auftragen?
Viele Grüße
Michael A.
Hallo Herr Michael A.,
wenn es darum geht das Raumklima zu verbessern sind die vorgeschlagenen Keim Produkte meiner Meinung nach nicht geeignet. Zum einen wegen der enthaltenen Inhaltstoffe und auch wegen dem geplanten Beschichtungsaufbau.
Um das Raumklima zu verbessern werden Schichtdicken von min. 5 mm benötigt. Weil erst ab dieser Schichtdicke genügend Feuchtigkeit aufgenommen und bei Bedarf wieder abgegeben werden kann.
• Mit dem Keim Romanit-KSP ist diese Schichtdicke nicht möglich. Und selbst wenn spricht der darin enthaltene Zement gegen eine positive Veränderung.
• Keim ist im Bereich der Silikatfarben sicher einer der guten Farbenhersteller. Wenn es um Kalk geht haben die aber nichts im Programm was empfohlen werden kann.
• Die Keim Kalkfarben Athenit-Fondo und Athenit-Lucente enthalten gerade mal 10 – 20 % Kalk.
• Die Athenit-Fino Kalkfarbe sogar nur 2,5 – 10%.
Da stellt sich mir die Frage, was wird sonst noch beigemischt. Eine „echte“ Kalkfarbe besteht zu ca. 80 – 90 % aus Kalk.
Die Keim Dispersions-Silikatfarben Ecosil-Me und Optil-grob enthalten wie schon von Ihnen angemerkt Kunststoffe und wie üblich auch Titandioxid. Wegen der fehlenden Volldeklaration kann ich über die Qualität der Farben aber nicht mehr sagen. Grundsätzlich halte ich eine Dispersions-Silikatfarbe aber für wenig geeignet aus einem Kalkputz im Innenbereich. Weil solch eine Farbe die Oberfläche abdichtet. Je nach Produkt verschlechtert sich die Diffusionsfähigkeit um 10 – 40%.
• Beim Keim Romanit-KSP handelt es sich um einen Kalk-Spachtelputz mit Zement.
• Die Keim Tisenza ist meiner Meinung nach das beste Produkt in Ihrer Auflistung. Aber auch diese Dispersionssilikatfarbe würde ich im Innenbereich nicht verarbeiten.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
sehr interessanter Artikel, der mich stark an die Praxis der Lebensmittelindustrie erinnert, wo mit „zuckerfrei“ und „30 % weniger Zucker“ usw. die Verbraucher genauso getäuscht werden – und die Politik schaut zu.
Ich möchte bei mir in einem Raum das Raumklima mit einem Kalkputz verbessern und habe dafür ein Angebot erhalten. Über die angebotenen Produkte habe ich mich informiert und bin glücklicherweise auch auf Ihrer Seite gelandet. So konnte ich schnell feststellen, dass diese Produkte wenig mit Kalk und gesundem Raumklima zu tun haben.
Ich habe dem Maler daraufhin Produkte der Fa. Hessler vorgeschlagen. Jetzt bietet er mir (lieferantenbedingt?) Produkte der Fa. Keim an (Athenit-Fino, Athenit-Fondo, Athenit-Lucente, Ecosil-Me, Optil-grob, Romanit-KSP, Tisenza). Außer, dass es sich bei den Farben nicht um reine Silikatfarben, sondern um Dispersionssilikatfarben handelt, konnte ich nichts Negatives feststellen. Sind Ihnen diese Produkte bekannt und könnten Sie diese auch weiterempfehlen?
Beste Grüße
Michael A.
Hallo Herr Matthias R.,
vielen Dank für das teilhaben lassen an Ihren Erfahrungen mit Kalkputzen. Neben einem super Raumklima geht es genau um solche Geschichten. Kalkputz ist kein anonymer Baustoff den man sich an die Wand schmiert. Ganz oft sind schöne Geschichten damit verbunden, über die ich mich sehr freue, wenn ich sie erfahren darf.
Ihre Einschätzung, 9 von 10 Verarbeiter arbeiten nur noch mit Gips und Zement, halte ich für sehr optimistisch. Meiner Erfahrung nach liegt das Verhältnis eher bei 1 zu 25, wenn es um Kalkputz ohne Zement geht.
Zu Ihrer Frage:
Ich bin kein Zementgegner. Wer mit zementhaltigen Produkten arbeiten möchte soll das machen. Die Herstelle müssen das aber klar kommunizieren. Wenn einem Kalkputz Zement beigemischt wird sollte der auch als Kalk-Zementputz verkauft werden. Solche Putze mit den Vorteilen von Kalkputzen zu bewerben halte ich für Verbrauchertäuschend. Und da spielt die Menge vom Zement fast keine Rolle.
Die schnelle Wasseraufnahme reduziert sich schon bei der Zugabe von 5% Zement erheblich. Haben wir im letzten Jahr getestet und bei YouTube hochgeladen https://www.youtube.com/c/NatürlichKalk
Zudem, und das halte ich für noch schlimmer, verändert sich auch die Wasserabgabe erheblich, weshalb Zement im Kalkputz auch das Raumklima negativ beeinflusst. Auch die höhere Härte ist nicht immer von Vorteil. Ein etwas weicherer Putz ist deutlich flexibler, was Rissbildung verhindern kann.
(Wenn es nur darum geht die Druckstabilität zu erhöhen würde ich eher mit einem gröberen Sand arbeiten.)
Grundsätzlich kommt es aber immer darauf an, welche Aufgaben der Putz am Ende erfüllen soll. Daher muss immer der Einsatzzweck und die Folgen der Zementzugabe gegenübergestellt werden, um eine Entscheidung treffen zu können. In manchen Fällen ist ein wenig Zement daher sicher eine gute Wahl.
Ich wünsche Ihnen noch viele schöne Erlebnisse mit Kalkputzen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Abend Herr Engist,
ein sehr schöner und interessanter Artikel – toll, dass Sie sich so sehr für das Urmaterial Kalk(stein) einsetzen.
Während unserer Haussanierung habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema „Putz“ und „Kalk“ befasst.
Ein tolles Video zu dem Thema aus der Reihe „Der letzte seines Standes“ – „Der Kalkbrenner vom Kochelsee“: https://www.youtube.com/watch?v=zDMWnpaqdz0
Mein Vater hat mit seinen Freunden in den 1960er und 1970er Jahren etliche Wände in Rohbauten verputzt. Den Putz haben sie selbst gemischt, aus Kalk und Maurersand. Mein Vater sagt, sie haben „Löschkalk“ verwendet, dabei bin ich mir unsicher, ob damals gelöschter (Weißkalkhydrat) oder ungelöschter Kalk (Branntkalk) verwendet wurde – den Putz haben Sie in einer Zinkwanne einen Tag vorher angesetzt. Branntkalk gibt es in Österreichen frei zu kaufen, in Deutschland habe ich etwas recherchiert, als Endverbraucher ist es quasi nicht möglich, an ungelöschten Kalk zu gelangen. Nun kaufe ich mir Weißkalkhydrat und sumpfe diesen in einer großen Kunststofftonne mit Wasser ein.
Heutzutage verwenden 9 von 10 Malern/Maurern/Putzern nur noch Putze auf Gips oder Zementbasis – es muss schnell gehen und gut aussehen – Raumklima und Schimmelbildung sind egal – schade.
Auch wir haben unsere Wände mit selbst hergestellten Kalkputzen verputzt und sind sehr zufrieden – jedoch, die Druckfestigkeit und das Verhalten beim Bohren ist bei Kalkputzen nicht so, wie man es sich wünschen würde, teilweise bröseln die Löcher aus und der Putz ist „weich“ – obwohl die Wand zuvor langsam befeuchtet / getrocknet – also carobantisiert – ist. Mein Vater sagt, sie haben oft in den 60ern/70ern eine kleine Kellenspitze Zement hinzugegeben, damit die Putze schneller abbinden und eine bessere Druckfestigkeit haben, so konnten die Wände schneller geglättet und gescheuert werden – noch am selben Tag. Ohne Zement musste ich 12-24 Stunden warten, bis ich scheuern konnte.
Wie stehen Sie dazu? Führt man mit so einer kleinen Menge Zement alles ad absurdum oder sind die guten Eigenschaften von Kalkputzen bei einer geringen Menge Zement (vielleich 5%) noch – überwiegend – gewahrt?
Viele Grüße und weiter so
Matthias aus Lübeck