Mein letzter Artikel (Dämmwahnsinn) fand viel Zuspruch aber von Seiten der Verarbeiter auch Ablehnung. Mir wurde vorgeworfen miese Stimmung gegen Polystyrol-Dämmplatten zu schüren und Unwahrheiten zu verbreiten. Der Aufforderung, meine Aussagen zu widerlegen, ist keiner nachgekommen. Deshalb gehe ich jetzt noch ein bisschen mehr in die Tiefe und begründe meine Aussagen.

  1. Pro Kilo Polystyrol benötigt man ca. 5 Kilo Erdöl

Ein durchschnittliches Einfamilienhaus hat eine Fassadenfläche von ca. 250 m². Aktuell wird im Schnitt 18 cm stark gedämmt. Dies bedeutet, es werden 1.035 kg Polystyrol (23 kg/m³) benötigt um die Fassade zu dämmen. Was wiederum bedeutet, dass 5.175 kg Erdöl für die Herstellung eingesetzt werden müssen. Der Transport vom Hersteller zum Händler und dann weiter zur Baustelle ist hierbei noch nicht berücksichtigt.

  1. Für die Herstellung wird Pentan eingesetzt

Pentan ist ein Lösungsmittel und wird für das Aufschäumen benötigt (ist auch in Sprühdosen als Treibmittel zu finden). Wie hoch der Verbrauch liegt wurde mir auch auf Nachfragen bei verschiedenen Herstellern nicht mitgeteilt.

Warnhinweise zu Pentan

  • kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein.
  • giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung
  • Dämpfe können Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen
  • kann zu spröder und rissiger Haut führen

Zudem wird Wasser in Form von Wasserdampf für die Herstellung benötigt. Hier waren die Mengen auch nicht in Erfahrung zu bringen.

  1. Bei der Verbrennung entstehen hochgiftige Dämpfe

Wenn Polystyrol verbrannt wird kommt es zu Emission von Styrol. Pro Tonne Polystyrol, 15 kg Styrol. Auch wenn Polystyrol durch die Zugabe von Brandschutzmitteln nicht brennt, so wird bei Hitze dennoch Styrol freigesetzt. Dies geschieht übrigens auch bei der Verarbeitung mit dem Heißdraht.

Warnhinweise zu Styrol:

  • starkes Nervengift
  • krebserzeugende und erbgutschädigende Wirkung
  • wassergefährdend
  • gesundheitsschädlich beim Einatmen
  1. HBCD-haltiges Polystyrol ist Sondermüll

Obwohl HBCD schon seit Mai 2013 im Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe aufgenommen wurde, gab es erst ab August 2015 ein Verbot für die Verwendung als Brandschutzmittel.

HBCD-haltiger Dämmstoff kann nur in Verbrennungsanlagen mit entsprechenden Filtern verbrannt werden. Im März 2016 waren von 80 Verbrennungsanlagen nur 10 damit ausgestattet.

700 Millionen Quadratmeter HBCD-haltige Polystyrol-Dämmplatten müssen früher oder später entsorgt werden.

(Die Halbwertszeit von Polystyrol wird von Fachleuten auf etwa 5.000 Jahre geschätzt. Eine Entsorgung als Platten kommt deshalb wohl nicht in Frage.)

  1. Die Energiebilanz ist bescheiden

Der Energieverbrauch für die Herstellung von 1 kg Polystyrol liegt bei 105 MJ. Dies entspricht 29 kWh. Für unsere zuvor beschriebene Fassade bedeutet dies einen Energieeinsatz von 30.015 kWh für die Polystyroldämmung.

  1. Polystyrol passt nicht zu unserem Klima

Die Speicherfähigkeit von Polystyrol passt nicht zu unserem Klima. Bei uns werden im Winter, bei tiefstehender Sonne, speicherfähige Wände besonders günstig mit Energie beliefert. Polystyrol kann diesen Vorteil nicht bieten, da es zu 98% aus Luft besteht. (Solarstrahlung erwärmt nur Materie – keine Luft!)

  1. Verdrehen der Fakten zum Nutzen der Profitgier?

Der K-Wert wird aus der Wärmeleitungsgleichung (von John Babtiste Joseph Fourier) abgeleitet. Die Ursprungsformel, bestehend aus 5 Teilen, wird dabei aber komplett umgewandelt. Die Speicherfähigkeit und Solarstrahlung wird auf Null gesetzt. Außerdem wird eine konstante Wärmestromdichte vorausgesetzt. Deshalb ist der k-Wert nur eine rechnerische Fiktion. In der EnEV wird aber genau dieser Wert als Grundlage herangezogen.

Auch in Verkaufsgesprächen darf der k-Wert nicht fehlen. Allerdings bleiben wichtige Fakten unerwähnt. Die Verdoppelung der Dämmung führt lediglich zu einer Halbierung des k-Wertes. Deshalb ist mehr Dämmung meist nicht wirtschaftlich, zumindest nicht für den Endverbraucher.

Beispiel:

10 cm Dämmstoff ergibt einen k-Wert von 0,4 W/m²K
20 cm Dämmstoff ergibt einen k-Wert von 0,2 W/m²K

Laut EnEV muss die wirtschaftliche Vertretbarkeit gegeben sein. Für wen, ist leider nicht aufgeführt.

Dies sind nur die Nachteile von Polystyrol-Dämmplatten. Die Nachteile der Materialien für die Verarbeitung und Oberflächengestaltung wurden hier noch nicht mit einbezogen.