Heute mal einen kleinen Einblick, warum ich mit Kalkputz-Lüge begonnen habe. An zwei Beispielen zeige ich Ihnen wie schwer es ist reinen Kalkputz zu erkennen und wie fahrlässig manche Handwerker – unter dem Deckmantel Kalk – beraten.

Gräfix

Nachdem ich mehrfach auf Gräfix, als Hersteller von Naturkalkputzen, aufmerksam gemacht wurde, habe ich mir deren Kalklinie näher angesehen. Aufgefallen dabei ist die Wasserdampfdurchlässigkeit mit einem Wert von < 20 beim Gräfix 61 (Naturkalkputze liegen unter 10)

Im Gespräch mit dem Außendienst wurde dies wie folgt begründet: „Unser Luftkalk wird aus extrem harten Steinen hergestellt und deshalb liegt der Wert bezüglich der Wasserdampfdurchlässigkeit höher“. Sorry aber das kann ich so nicht stehen lassen. (Eigene Gedanken: Sehr kreativ, so kann man dem Kunden negative Eigenschaften auch positiv verkaufen.)

Da ich wirklich wissen will warum der Wert nicht passt, habe ich eine Volldeklaration angefordert und auch schnell erhalten. (Großes Lob dafür.)  Eine Antwort habe ich darin nicht gefunden. Alle angegebenen Inhaltsstoffe sprechen für einen reinen Kalkputz.

Also neue Anfrage bei Gräfix, die so beantwortet wurde:  „ Nach Rücksprache mit unserem Laborleiter handelt es sich bei dem Wert von µ < 20 bei Gräfix 61 usw., um die empfohlene Deklarierung unseres Trockenmörtelverbandes, der trotz geringerer Werte eine einheitliche Angabe von Werten, empfiehlt. Richtig ist, dass wir bei unseren Kalkputzen bei den gemessenen Werten zwischen µ 6 und 10 liegen. Möglicherweise sollte die Orientierung entgegen der Verbandsempfehlung, bei den zukünftigen Säcken und dementsprechend bei den CE-Zeichen und Leistungserklärungen, die Angabe entsprechend unserer Messwerte sein, das heißt z. B. µ < 10.“

Welchen Sinn macht es Produkte mit schlechteren Werten zu kennzeichnen? Mal sehen ob mir noch mitgeteilt wird, welcher Verband so unsinnige Forderungen stellt. Würde mich freuen wenn ich Gräfix, mit gutem Gewissen, auf die Liste der Naturkalkhersteller setzen könnte.

Restauratoren

Auch diese Woche konnte ein Hausbesitzer vor Bauschäden geschützt werden.

Mitwirkende: Malermeister mit Weiterbildung zum Restaurator, unter Denkmalschutz stehendes Anwesen von ca. 1890 und Bauherr, der an das Gute im Menschen glaubt.

Aufgabe: Innen- und Außenbereich im Sinne vom Denkmalschutz und zum Objekt passend renovieren/sanieren. Der Bestands-Grundputz im kompletten Innenbereich besteht aus Kalkputz! Da im Gespräch schnell klar wurde, dass die vom Vorgänger angebotenen Materialien nicht zum Gebäude passen, habe ich mir das Angebot, ohne Preise, aushändigen lassen. Hier mal ein kleiner Einblick in die fachliche Kompetenz von einem Malermeister / Restaurator.

Die Fassadenflächen sollten nach nicht weiter beschriebenen Vorarbeiten (150 h laut Angebot) mit Putzgrund gestrichen, mit Feinputz überspachtelt und dann mit Silikonharzfarbe mit Lotus-Effect, fungizid eingestellt, beschichtet werden. Im Innenbereich sollten ein Teil der Wandflächen mit Tiefengrund grundiert und dann mit Mineral- oder Silikatfarbe beschichtet werden. Andere Flächen mit Putzgrund grundiert und mit Rotkalk Fein überspachtelt werden. Danach sollten diese Flächen mit Tiefengrund grundiert und mit Innendispersion gestrichen werden. Im Treppenhaus sollte mit Tiefengrund grundiert werden, dann ein Glasvlies tapeziert werden. Darauf sollte mit Putzgrund erneut grundiert und mit Rotkalk Fein überspachtelt werden. Abschließend noch mal Tiefengrund und als Beschichtung wieder Innendispersion. (Diese Vorgehensweise hat noch nicht mal der Rotkalk verdient.)

Gibt es den Titel Restaurator geschenkt oder vielleicht als Zugabe wenn man 100 Sack kalkhaltiges Material kauft? Mir ist durchaus bewusst, dass es ganz viele Maler, Malermeister und Restauratoren gibt, die fair beraten und wissen was Sie tun. Gerne berichte ich auch mal von positiven Beispielen sobald ich davon erfahre. Abschließend noch wie versprochen die Kalkputz-Liste für den Knauf Rotkalk.