Dass die Wahl der Baustoffe einen großen Einfluss auf das spätere Raumklima und somit auch auf die Lebensqualität hat, wird immer bekannter. Auch, dass Baustoffe maßgeblich für den Erhalt der Bausubstanz verantwortlich sind, ist längst kein Geheimnis mehr.

Aus diesem Grund entscheiden sich immer mehr Menschen für Kalkputz. Kalkputze sind schadstofffrei, sorgen für ein wohngesundes Raumklima, beugen der Schimmelbildung vor und schützen das Gebäude langfristig. Zumindest wenn es sich um „echte“ Kalkputze handelt. Also nicht die Kalk-Zement-Chemie-Kalkputze der Industrie, die nur einen Zweck erfüllen, bei den Herstellern für volle Kassen sorgen.

Trotz all der Vorteile von einem Naturkalkputz, gibt es Bauherren, die sich dagegen entscheiden. Welche Gründe dieses Verhalten hat, möchte ich mit diesem Beitrag etwas näher betrachten.

Meiner Meinung nach gibt es vier Gründe, warum Bauherren sich gegen einen natürlichen Kalkputz entscheiden.

 

  1. Verbrauchertäuschung, gegen Kalkputz

Industriekonzerne haben das Geld um Menschen zu beeinflussen und aus rot grün zu machen. Mit der passenden Marketingstrategie verkauft man Badehosen in der Arktis. Genau das ist bei Industrie-Kalkputzen leider das übliche Vorgehen. Es werden irgendwelche Putze als Kalkputze deklariert und mit all den Vorteilen von einem Naturkalkputz angepriesen. Plötzlich wird aus einem Kalk-Zementputz ein Kalkputz, der als natürliche Klimaanlage für ihr Zuhause vermarktet wird oder als natürlicher Schadstofffilter für Ihre Raumluft. Für Sie als Verbraucher spielt es dabei keine Rolle ob Sie auf eine Werbebotschaft reingefallen sind oder ob Sie bewusst falsch beraten wurden. Unterm Strich bezahlen Sie für ein Produkt, welches Sie nicht wollten. Oder würden Sie, wenn Ihnen Wohngesundheit wichtig ist, ein Produkt kaufen, das Biozide und andere Schadstoffe enthält? Nein, das glaube ich nicht!

Deswegen ist mangelndes Wissen einer der Hauptgründe warum sich Menschen versehentlich gegen Naturkalk und für Industriekalk entscheiden. Nicht weil solche Produkte besser oder günstiger sind, sondern aus Unwissenheit.

 

  1. Bauträger, gegen Kalkputz

Immer häufiger erreichen mich Hilferufe von Bauherren, die mit einem Bauträger ihren Traum vom Eigenheim realisieren. Grundsätzlich ist das eine gute Idee. Ein Ansprechpartner für alle Bereiche. Das verspricht weniger Stress und eine höhere Terminsicherheit. Wenn da nicht der Punkt mangelnder Flexibilität wäre. Wer eine gebuchte Leistung, wie z.B. den Gipsputz durch einen Kalkputz ersetzen möchte, stößt meist auf Ablehnung, weil solche Sonderwünsche den Zeitplan durcheinanderbringen. Wird ein Einlagenputz, der in zwei Wochen fix und fertig ist, durch einen Zweilagenputz mit längerer Trocknungszeit ersetzt, müssen Termine neu geplant werden. Deshalb sollte gut überlegt werden, ob ein Bauträger die richtige Wahl ist.

Wer mit einem Bauträger arbeiten möchte, sollte schon von Beginn an den Kalkputz mit einplanen und im Idealfall den Hersteller und das Produkt in die Leistungsbeschreibung mit aufnehmen lassen.

 

  1. Preis, gegen Kalkputz

Ja, Kalkputze kosten Geld und wenn bei einem Bauträger vom Gipsputz auf einen Kalkputz gewechselt wird, ist das auch richtig teuer. Da kostet jeder Sonderwunsch richtig viel Geld.

Kalkputz erscheint nur dann teurer, wenn der Preis die einzige Grundlage ist um solch eine Aussage zu treffen. Dann kann man aber auch sagen zwei Kilo Äpfel sind teurer als ein Kilo Äpfel. Um Preise vergleichen zu können reicht es nie nur den Preis zu betrachten. Was ist mit Haltbarkeit, Wertsteigerung vom Gebäude, Renovierungsintervalle, spätere Entsorgung, Heizkosten, uvm.? Erst wenn ich all diese Faktoren mit einbeziehe kann ich den Preis vergleichen.

Wenn Sie heute zwei identische Häuser bauen, die identisch genutzt werden und beide in 50 Jahren verkaufen, ist der Kalkputz günstiger.

 

  1. Verarbeiter, gegen Kalkputz

Obwohl wir in Deutschland 40.000 Betriebe aus dem Maler-/ Stuckateur-/ Maurer-Handwerk mit deutlich über 200.000 Beschäftigten haben, ist es schwer einen passenden Verarbeiter für Kalkputz zu finden. Wir haben Meisterpflicht und sind stolz auf „Made in Germany“. Und dann bekommen von 40.000 Betrieben gerade mal eine Handvoll einen Kalkputz ohne Zement und Verarbeitungszusätzen an die Wand?

Was ist los mit unseren Handwerkern? Das ist, als würde die Fleischereifachverkäuferin mit ihrer Aufschnittmaschine nur Salami schneiden können. Sobald jemand Bierschinken will, ist sie überfordert und schickt den Kunden weg.

Es muss weder das Rad neu erfunden noch sollen Organe verpflanzt werden. Es soll einfach nur ein Putz an die Wand, der sich wie jeder Kalk-Zementputz verarbeiten lässt. Die einzige Herausforderung besteht darin, vier kleine Unterschiede, gegenüber einem Kalk-Zementputz zu beachten:

  1. Es müssen Untergründe genauer beurteilt werden.
  2. Der Kalkputz braucht Feuchtigkeit.
  3. Trocknungszeiten müssen eingehalten werden.
  4. Kalkputze werden zweilagig aufgebracht (Grund- und Oberputz)

Wirklich traurig, wenn Bauherren auf Naturkalk verzichten müssen, weil Fachbetriebe ihr Handwerk nicht verstehen.

 

Deshalb an dieser Stelle mein Aufruf: Wer einen Verarbeiter kennt (oder selbst Verarbeiter ist), der keine Angst vor Naturkalk hat, bitte melden. Gerne per Mail direkt bei mir.

 

Grüße aus Marktbreit

Gerold Engist