„Weil Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, wird Gipsputz knapp und teuer“. Diese Schlagzeile möchte ich nutzen, um Gipsputze und Gipsplatten etwas genauer zu betrachten.
Wenn es schnell gehen und billig werden soll, ist Gips der ideale Baustoff. Für „Geiz-ist-geil-Bauherren“ genügen diese beiden Vorteile, um sich für einen Gipsputz zu entscheiden. Ob Gipsputz und Co. langfristig tatsächlich günstiger ist und welche Nachteile nicht erwähnt werden, erfahren Sie in meinem Beitrag.
Zunächst muss erst mal folgende Frage geklärt werden: Warum wirkt sich das Abschalten von Kohlekraftwerken auf die Gipspreise aus?
Die Frage wäre ganz einfach zu beantworten, wenn es eine gesetzlich vorgeschriebene Volldeklaration gäbe. Dann könnten Sie nämlich auf Gipsputz, Gipsestrich oder Gipsplatten lesen, das solche Produkte aus REA-Gips hergestellt werden.
Die Abkürzung REA steht für Rauchgas-Entschwefelung-Anlagen. Das bedeutet, REA-Gips ist ein Abfallprodukt, welches bei der Entschwefelung von Rauchgasen in Kohlekraftwerken entsteht. Am besten Sie lesen den Satz noch mal um es auch wirklich zu verstehen. REA-Gips ist ein Abfallprodukt welches bei der Entschwefelung von Rauchgasen in Kohlekraftwerken entsteht.
In den Abgasen von Kraftwerken, die mit Kohle betrieben werden, ist giftiges Schwefeldioxid enthalten. Dieses wird, indem die Abgase mit Kalkwasser besprüht werden, gebunden. Das Schwefeldioxid reagiert mit dem Kalk und so entsteht, unter der Zugabe von Sauerstoff, REA-Gips. Wenn Sie sich für Gipsputz und Co. Entscheiden, bezahlen Sie somit für die Entsorgung vom Abfall der Rauchgasentschwefelung. Die Wände in Ihrem Haus werden zur Mülldeponie und das traurige dabei ist, Sie bezahlen doppelt dafür. Wenn die Materialien verarbeitet werden und später, wenn Sie diese irgendwann entsorgen müssen.
Dann doch lieber natürliche Baustoffe.
Abgesehen von den Kosten und dem schlechten Gefühl als Entsorger missbraucht zu werden, hat REA-Gips noch einen weiteren Nachteil. Gips speichert Feuchtigkeit. Das ist bis hierhin erst mal gut, aber Gips gibt diese Feuchtigkeit nur sehr ungern wieder ab. Diese Eigenschaft führt zu drei Problemen:
- Raumklima: Um ein gesundes Raumklima zu schaffen, benötigen Sie Baustoffe, die schnell Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Nur so können Feuchtigkeitsspitzen in der Raumluft vermieden und eine möglichst gleichbleibende Luftfeuchtigkeit erreicht werden.
- Schimmel: Gipsputze werden eingesetzt um möglichst billig zu bauen. Wer nur auf den Preis schaut wird auch beim späteren Anstrich eher zu Dispersionsfarben greifen. Diese dichten aber den Gipsputz ab, so dass dieser keine Feuchtigkeit aufnehmen kann. Wenn es jetzt aufgrund von Temperaturunterschieden zum Kondensatausfall kommt bleibt die Feuchtigkeit auf der Wand und begünstigt das Schimmelwachstum.
- Energiekosten: Gipsputze speichern Feuchtigkeit und erhöhen somit den Energieverbrauch. Baustoffe, die feucht sind senken die Dämmwirkung erheblich. Bei einer Dämmplatte genügt es den Feuchtegehalt um 2% zu erhöhen um die Dämmleistung zu halbieren. Bei Ihren Wänden ist es ähnlich. Feuchter Gipsputz leitet die Feuchtigkeit in Ihr saugfähiges, hochdämmendes Mauerwerk. Das Ergebnis: Ein hochdämmendes feuchtes Mauerwerk ohne Dämmwirkung.
Aus all diesen Gründen finde ich es gut, wenn Gipsprodukte knapp und teuer werden. Das bietet Ihnen als Bauherr die Chance, Baustoffe genauer zu betrachten. Wenn der Preis nicht mehr als Verkaufsargument zählt, rücken die Vorteile der einzelnen Baustoffe mehr in den Vordergrund. Und davon können Kalk- und Lehmputze einige bieten, die für Gipsputze unerreichbar sind.
Der Bau oder die Sanierung von Wohnraum muss bezahlbar bleiben. Das unterschreibe ich zu 100%. Wichtig dabei ist, es muss sich auch langfristig rechnen. Einsparungen, die in ein paar Jahren enorme Sanierungskosten nach sich ziehen, bringen nichts. Deshalb ist es wichtig, Wege zu finden, die bezahlbar sind und auf lange Sicht funktionieren.
Es ist Ihre Entscheidung ob Sie Rauchgasentschwefelungs-Gips oder Baustoffe wählen, die Sie und Ihr Gebäude schützen.
Gerne spreche ich mit Ihnen über die 3 großen Fehler der modernen Bauweise und wie die Industrie Sie als Verbraucher täuscht. Nutzen Sie die Chance Informationen zu erhalten, die Ihnen viel Geld und Ärger sparen werden.
Mehr Informationen zu meinem kostenlosen Online-Vortrag erhalten Sie hier: Wenn bauen oder sanieren, dann ohne Nebenwirkungen!
Hallo Herr Bernhard P.,
der Quarzolith „Kalkputz“ K 64 wird der Mörtelgruppe CS II zugeordnet. Das entspricht einem Kalk-Zementputz. Zudem enthält der Putz Zusätze die nicht benannt werden. Weder Quarzolith noch Baumit hat Kalkputze im Programm die ich empfehlen kann. Schon die fehlende Transparenz in Bezug auf Inhaltsstoffe ist ein Grund sich gegen solche Produkte zu entscheiden.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Tag Herr Engist,
Meine Putzfirma hat mir den Quarzolith „Kalkputz“ K 64 angeboten. (für Innenputz)
Was halten Sie von diesem Putz?
Ich habe gesehen das es auch den K 65 gibt und noch weitere von Quarzolith.
Können Sie Kalkputze von der Firma Quarzolith oder Baumit
Empfehlen oder ist das alles nichts?
Vielen Dank
Hallo Herr Richard,
immer wieder gerne.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Vielen Dank für die Antwort.
Hallo Herr Richard,
sehr gut sind Lehmbauplatten. Um diese zu verwenden muss aber die Unterkonstruktion geändert werden. Sie benötigen einen Profilabstand von 31,25 cm.
Ansonsten gibt es noch Gips- und Gipsfaserplatten, Zementplatten oder Holzweichfaser als Putzträger.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
ich stehe gerade vor der Kernsanierung einer Wohnung in einem älteren Haus. Aufgrund der hohen Geschosshöhe waren abgehängte Gipskartondecken vorhanden. Die Gipsplatten habe ich bereits entfernt – und, wie im Artikel erwähnt, für deren Entsorgung gezahlt. Da ich jedoch die E-Installation und die Installationsebene in der Decke erhalten will/muss, stellt sich mir die Frage, was ich als Alternative zu den Gipskartonplatten für die abgehängte Decke eignet. Am besten natürlich kompatibel mit der bereits vorhandenen und intakten Unterkonstruktion aus Metallprofilen.
Schöne Grüße
Richard
Hallo Herr Rainer P.,
freut mich wenn ich ein wenig helfen konnte.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
danke für die Antwort, das bringt mich schon weiter!
Herzliche Grüße
Rainer
Hallo Herr Rainer P.,
hydraulischer Kalk (HL) als Bindemittel ist schwierig. Tatsächlich beinhalten hydraulische Kalk-Putze meist Zement. Besser sind Putze bei denen als Bindemittel natürlich hydraulische Kalk (NHL) verwendet wird. Diese enthalten keinen Zement.
Das selbst Anmischen ist sicher der beste Weg um an einen reinen Kalkputz zu kommen. Ob dabei jetzt NHL oder CL als Bindemittel verwendet wird ist nicht ganz so wichtig. Beide Bindemittel haben Vor- und Nachteile. Für Firmen ist dies allerdings nicht ganz so einfach. Zum einen fehlt bei Eigenmischungen die Zulassung was natürlich bei Gewährleistungsfragen nicht ganz einfach ist. Und dann lassen sich Eigenmischungen in der Regel nur von Hand verarbeiten. Das Material ist dann zwar günstig aber die Verarbeitung deutlich teurer als bei Fertigmischungen.
Deshalb empfehle ich die Putze von Hessler. Die enthalten als Bindemittel NHL, sind maschinengängig und enthalten keinen Zement. Zudem hat Hessler eine Volldeklaration aller Inhaltsstoffe.
Wir fräsen Ölfarben und Co ab. Mit einem Langhalsschleifer dauert das viel zu lange. Zudem schmieren solche Farben schon nach kurzer Zeit weshalb auch noch Unmengen an Schleifscheiben benötigt werden.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Sehr geehrter Herr Engist,
herzlichen Dank für Ihren wirklich informativen Blog, der desto mehr positiv heraussticht, je mehr die „Informationen“ der Internet-Welt vom Kommerz beherrscht wird.
Nachdem ich vor einigen Jahren drei Räume meiner 100-jährigen Dorfschule mit selbst angemischten Luftkalkputz saniert habe, wollte ich nun einen Handwerker beauftragen: Mein Rücken plagt mich. Nun musste ich feststellen, dass als Kalkputz fertige hydraulische Kalke angeboten werden. Für meine Begriffe sollte man aber für den Innenausbau Luftkalke verwenden, der doch wohl das sauberere Produkt ist und jedenfalls traditionell. Ich vermute auch, dass „hydraulisch“ hier die Tarnbezeichnung für „zementhaltig“ ist. Den Putz selber anzumischen scheint nicht üblich zu sein, was ich angesichts des Zeitmangels der Handwerker verstehen kann, auf der anderen Seite kostet mich als Selbermischer der Putz einen Betrag aus der Portokasse.
Also Grundsatzfrage: Kann hydraulischer Kalk für Innenräume infrage kommen? Ist es wahr, dass er bessere Festigkeit hat?
Und weil der Handwerker natürlich abgesagt hat: Wie bekomme ich rückenschonend die Oelfarbe (Klassenraum) herunter? Sind die Langhalsschleifer besser als die alten kurzgriffigen Eibenstock-Fräsen?
Freundlichen Grüße