Mögen Sie Äpfel? Die süßen und saftigen, die Ihnen schon an der Verkaufstheke das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen? Ein Apfelbauer am Bodensee hat genau diese Sorte gezüchtet. Er hatte nur ein Problem: Die Äpfel haben sich nicht verkauft. Der Markt hat sich gewandelt und der Kunde wünscht jetzt Bio-Äpfel.
Von heute auf morgen auf Bio umsteigen funktioniert nicht, weshalb der Apfelbauer schnell eine andere Lösung finden musste. Wie so oft im Leben kam ihm der Zufall zur Hilfe. Im Internet hat er folgende Werbeanzeige gefunden:
„SCAMY – für die besten Äpfel der Welt. Mit SCAMY garantieren wir jedem Apfelbauer gigantische Umsätze.“
Weil dem Apfelbauer das Wasser bis zum Hals stand, hat er das Angebot angenommen. Dieses bestand aus zwei Bausteinen:
- Kundenmanipulation durch geheime Marketingstrategien.
- Ein Bio-Dünger auf Kuhmistbasis der mit chemischen Zusätzen das Wachstum der Äpfel beschleunigt und diese noch süßer macht. Die chemischen Zusätze wurden aus Marketinggründen natürlich nicht erwähnt.
So hat es der Apfelbauer vom Bodensee geschafft, einer der größten Apfelproduzenten in der Region zu werden. Nicht weil seine Produkte gut sind, sondern weil sein Marketing den Käufer überzeugt hat. Ob es solch einen Apfelbauer am Bodensee gibt, kann ich nicht sagen. Mit der Geschichte möchte ich nur aufzeigen, wie wichtig uns allen die Verpackung ist. Um eine Kaufentscheidung zu treffen, fokussieren wir uns nur auf die Verpackung und nicht auf den Inhalt. Das ist der Grund warum Marketing so gut funktioniert. Und genau diese Schwäche wird schamlos ausgenutzt um uns über den Tisch zu ziehen.
Im Bereich der wohngesunden Baustoffe entdecke ich immer wieder Parallelen zu unserem Apfelbauern am Bodensee. Der kleinste Vorteil, und wenn er nur Staubkorn groß ist, wird zu einem gigantischen Vorteilsberg aufgeblasen. Alles Negative wird unter den Teppich gekehrt bis am Ende nur noch Vorteile stehen bleiben.
Deshalb meine Warnung an Sie: Glauben Sie nicht jede Herstellerangabe ungeprüft! Es geht in den meisten Fällen nur darum, möglichst viel Geld zu verdienen und nicht um Ihr Wohlbefinden.
Nach dieser ausführlichen Einleitung, wird es Zeit zum eigentlichen Grund meines Beitrags zu kommen. Auslöser für diese Zeilen ist ein Werbeartikel, der bei mir im Postfach gelandet ist. Es geht dabei um Produkte, die ein gesundes Raumklima herstellen sollen.
Der Werbeartikel ist von Baumit und die Überschrift lautet: „Wie Sie ein gesundes Raumklima für Ihre Familie schaffen.“
Mit der Schlagzeile ist das Produkt schon fast gekauft. Das geniale an der Überschrift ist der Zusatz „Familie“. Genial im Sinne von verkaufsfördernd. Dieses eine Wort treibt Ihnen Schweißperlen auf die Stirn, wenn Sie sich gegen das Produkt entscheiden möchten. Vorausgesetzt Sie entsprechen der Zielgruppe: 30 – 50 Jahre alt, Kinder.
Tatsächlich steht da nämlich etwas ganz Anderes. „Wenn du das Produkt nicht kaufst, ist dir die Gesundheit deiner Familie egal. Bist Du wirklich so verantwortungslos?“
Obwohl Sie nach der Überschrift noch keine Ahnung haben worum es sich handelt, haben Sie unterbewusst schon die erste Kaufentscheidung getroffen. Und das nur wegen der Verpackung. So funktioniert Marketing.
So, genug über Verkaufspsychologie und Marketingfallen. Schauen wir uns an was Baumit nach solch einer Werbeaussage an den Mann/die Frau bringen möchte.
Baumit stellt drei Produkte vor, die Wassermoleküle in der Raumluft in natürliche Luftionen verwandeln sollen. Diese Luftionen sollen Feinstaub und Pollen reduzieren und für ein optimales Raumklima sorgen.
Welche (chemischen?) Stoffe eingesetzt werden müssen, um die Raumluft durch Luftionen zu verbessern wird leider nicht berichtet.
Das System besteht aus den folgenden drei Komponenten:
- IonitFino, eine kalkhaltige Spachtelmasse
- IonitFinish, eine kalkhaltige Dünnschicht-Spachtelmasse
- IonitColor, eine silikatisch gebundene Farbe
Alle drei Produkten glänzen durch eine fehlende Volldeklaration!
- Der IonitFino enthält mehr Gips als Kalk, eine spezielle Mischung aus Zusätzen sowie Zusätze zur besseren Verarbeitung und Haftung.
- IonitFinish enthält ein organisches Bindemittel sowie Zusätze zur besseren Verarbeitung und Haftung.
- IonitColor enthält ein organisches Bindemittel und Wasserglas.
Nach dem Lesen der Datenblätter stellen sich mir folgende Fragen:
- Welche (chemischen?) Stoffe werden eingesetzt um die Raumluft durch Luftionen zu verbessern?
- Enthält der IonitFinish Konservierungsmittel? (Bei den anderen Produkten wird „ohne Konservierungsmittel“ angegeben.)
- Enthalten die Produkte Titanoxid?
- Welche Zusätze zur besseren Verarbeitung und Haftung sind enthalten?
Für mich ist das nur ein weiteres Beispiel, wie auf den Zug der Wohngesundheit aufgesprungen wird um Produkte zu verkaufen. Wenn erst durch die Zugabe von chemischen Zusätzen das Wohnklima verbessert werden kann, dann ergeben solche Baustoffe für mich keinen Sinn.
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