Was ich von der Baustoffindustrie in Bezug auf Kalkputz halte habe ich ja schon oft zum Thema meiner Beiträge gemacht. Heute möchte ich anhand einer aktuellen Anfrage, die mich diese Woche erreichte ein weiteres Beispiel bringen, welcher Mist als Kalkputz angeboten wird. In diesem Fall wurde einem Verbraucher der Weber.cal 172 als Kalkputz angeboten. Laut technischem Datenblatt handelt es sich hierbei um einen „Natürlich-mineralischen-Kalkputz“, der hydraulischen Kalk, klassierte mineralische Zuschläge, Blähperlite, Luftporenbildner und Zellulose enthält. Dies ist jetzt nicht gerade die beste Zusammensetzung aber es gibt deutlich Schlechteres am Markt. Weil ich im Datenblatt aber auch noch eine Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ ≤ 25 und eine Festigkeitsklasse C II gefunden habe, gehen meine Alarmglocken an. Na ja, eigentlich wusste ich schon nach dem Abschnitt „Anwendungsgebiet“, dass es sich hierbei sicher nicht um einen „reinen“ Kalkputz handelt. Dort ist zu lesen, dass dieser Putz mit jeder lösemittelfreien Farbe gestrichen und mit Fliesen überklebt werden kann.
Deshalb schaue ich mir auch noch das Sicherheitsdatenblatt an und werde dabei doch noch überrascht, leider im negativen Sinn. Dieser angebliche Kalkputz enthält gerade mal 1-2% Kalk, dafür aber 10-20% Zement. Keine Ahnung was bei Weber los ist aber wie kann man den Hauptbestandteil (Zement) bei der Auflistung der Inhaltsstoffe vergessen? Zudem wundere ich mich auch darüber, dass ein Putz mit einem Kalkanteil von 1-2% überhaupt als Kalkputz verkauft werden darf.
Hier kommt dann die anfangs erwähnte Propaganda ins Spiel. Die von Großkonzernen eingesetzten Propaganda-Maßnahmen beherrschen die Politik und entmündigen den Verbraucher. Wie es scheint, funktioniert die politische Einflussnahme mit dem Ziel, die eigenen Interessen durchzusetzen sehr gut. Anders kann ich mir nicht erklären, dass Produkte bewusst falsch deklariert werden. Oder wurde es nur vergessen? Zum Wohle des Kunden sieht für mich aber anders aus. Gerade wenn es um Produkte geht, die für „Wohngesundheit“ stehen, sollte die Profitgier deutlich hinter dem Kundennutzen stehen.
Deshalb fordere ich auch an dieser Stelle mal wieder die Volldeklaration aller Inhaltstoffe oder zumindest ein schärferes Vorgehen bei Falschberatung. Dabei sollte es keine Rolle spielen ob der Berater bewusst falsch beraten hat oder ob er es „nur“ nicht besser wusste. Wenn der Berater stärker in die Verantwortung genommen wird, wird auch der Hersteller zwangsläufig handeln müssen.
Hallo Frau H.,
Sie meinen den Keim Dolomitspachtel?
Laut Datenblatt ist in diesem Produkt kein Kalkhydrat enthalten. Enthalten ist Dolomitmarmor als Füllstoff, 5-Chlor-2-methyl-2H-isothiazol-3-on, 2-Methyl-2H-isothiazol-3-on und 1,2-Benzisothiazol-3(2H)-on.
Es handelt sich lediglich um eine Spachtelmasse auf mineralischer Basis die mit Kalk nichts zu tun hat. Schon der geringe pH-Wert (ca. 9) zeigt das es sich nicht um ein Kalkprodukt handeln kann.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Sehr geehrter Herr Engist,
möchte Dolomitspachtel als Oberputz verwenden, ist das ein sauberer Kalkputz.?
mit freundlichem Gruß
Binte H.
Hallo Herr V.,
solange die Industrie ein Interesse daran hat wird es bleiben wie es ist. Die Frage ist, haben wir die Zeit einfach nur abzuwarten bis sich etwas ändert. Ich persönlich, weil Sie von Lebensmittel sprechen, möchte keinen Fisch mit Microplastik und kein genoptimiertes Gemüse auf meinem Teller.
Wenn wir die Vergangenheit betrachten gibt es genügen Beispiele, dass finanzielle Interessen der Großkonzerne deutlich mehr berücksichtigt werden als die Interessen der Verbraucher. Wie war es vor ein paar Jahren mit dem Styropor an den Fassaden? Erst als Sondermüll deklariert und dann war es plötzlich doch nicht mehr gefährlich. Wie war es damals mit dem Asbest? Obwohl bekannt war das Asbest krebserregend ist hat es Jahrzehnte gedauert bis es vom Markt genommen wird. Diese Aufzählung könnte man schier unbegrenzt fortsetzen.
Die Zeit wird es zeigen reicht mir nicht. Unter Umständen ist es dann zu spät und wir hinterlassen unseren Enkeln eine Welt ohne Zukunft.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Bei Baustoffen ist es oft nichts anderes, als bei Lebensmitteln. Nicht nur die Palmfettindustrie macht sich die Taschen voll. Früher oder später wird es hoffentlich auch in diesem Bereich endlich eine gescheite Regulierung durch die EU geben. Bei Gurken und Bananen haben die Herren es ja auch erfolgreich umgesetzt. Die Zeit wird es zeigen.