Um reinen Kalkputz zu erkennen gibt es einige Indikatoren, die beachtet werden müssen. Zunächst sollten Sie wissen, dass in Deutschland jeder Putz, der 3% Kalk enthält, als Kalkputz verkauft werden darf. Im Internet-Zeitalter ist es zum Glück relativ einfach an Informationen zu kommen. Wie Sie diese nutzen können wird Ihnen unser Beitrag vermitteln.
Sammeln Sie erst einmal alles an Information was von Herstellern erhältlich ist. Nutzen Sie dazu die Produktinformationen, das technische Merkblatt und vor allem das Sicherheitsdatenblatt. In diesen Datenblättern finden Sie Angaben zu Druckfestigkeit, Wasserdampfdiffusionswiderstand, Zusammensetzung des Produktes und viele versteckte Botschaften, die erkannt werden müssen.
Ein natürlicher Kalkputz hat einen Normdruckfestigkeitswert (nach 28 Tagen) von 1,0 N/mm². Früher wurden die Festigkeitsklassen in den Putzmörtelgruppen nach DIN 18550 T 1 und T 2 (1985) geregelt. Mörtelgruppe PI a für Luftkalk, PI b für Wasserkalk und PI c für hydraulischer Kalk mit einem Wert von ≥ 1,0 N/mm². Mittlerweile wird die Druckfestigkeit in einer neue Norm (DIN EN 998-1) geregelt. Hier findet man den Kalkputz unter CS I. Allerdings fällt auch der Kalk-Zementputz in diese Kategorie, da die Festigkeitsklasse von 0,4 – 2,5 N/mm2 reicht.
Der Kalkzementputz IP18 von Maxit hat z.B einen Druckfestigkeitswert von ca. 2,5 N/mm² nach 28 Tagen. Deshalb immer auf den Wert achten und nicht nur auf die Druckfestigkeitsklasse!
Auch der Wasserdampfdiffusionswiderstand ist ein Indikator um reinen Kalkputz zu erkennen. Dieser Wert liegt bei reinem Kalkputz immer bei kleiner 10. (Lassen Sie sich bitte nicht erzählen, der Wert liegt höher weil der Kalk aus extrem hartem Gestein gebrannt wurde) Im Sicherheitsdatenblatt finden Sie Informationen zur Zusammensetzung. Achten Sie beim Lesen der Datenblätter auf folgende Formulierungen:
- auf der Basis von hydraulischem Kalk/natürlich hydraulischem Kalk…
- auf Kalkbasis
- Hydraulische Zusätze/Hydraulisches Bindemittel
- Beschleunigungscompound (enthält Zement!)
- Fliesbare Kalkputze: enthalten immer Zement
Solche Formulierungen werden nur bei kalkhaltigen Putzen verwendet. Putze aus hydraulischem Kalk müssen den Zusatz `natürlich` enthalten. (Natürlich hydraulischer Kalk NHL) Soviel zum Thema Kalkputz erkennen.
Jetzt wie angekündigt noch die Lösung zum Rätsel von Kalkputz-Lüge 3. Es handelt sich um Knauf Rotkalk-Grund.
Meiner Meinung nach ist Knauf der Meister im Marketing. Hier bekommen nicht nur Kalkprodukte den Namen Rotkalk sondern eine ganzes System. Es gibt Rotkalkfarbe, Rotkalk-Dämmplatten, Rotkalk-Kleber und Rotkalk-Füllmörtel. Laut den Datenblättern enthält aber keines dieser Produkte Kalk! (Rotkalk ist übrigens das einzige mir bekannte Produkt von Knauf, welches auf die Inhaltsstoffe aufmerksam machen soll.)
Aus Zeitmangel konnte ich die Liste zu den Putzen noch nicht fertigstellen aber so viel sei gesagt: Auch Knauf hat keine reinen Kalkprodukte. Werde die Liste in den nächsten Tagen nachreichen.
Auch heute möchte ich nochmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es mir nicht um die Bewertung einzelner Produkte geht. Es geht noch immer um die Verkaufsmasche der großen Hersteller und die mangelnde Ehrlichkeit bezüglich der Inhaltsstoffe. Für die, die mit dem Gedanken spielen eine Innenwanddämmung anzubringen: Die Knauf Rotkalk in-Board hat super Werte. Hier fehlt es nur an einem Produkt um diese zu verkleben und zu armieren. Dies wird nämlich mit Rotkalk in-Klebemörtel ausgeführt. Dieser Mörtel enthält bis zu 40% Zement und läuft bei der Wasseraufnahme unter Kategorie W2. W2 entspricht mindestens wasserabweisend!
Mir stellt sich die Frage, welchen Sinn macht es eine Platte zu verwenden die hoch kapillaraktiv ist wenn sie dann von beiden Seiten wasserdicht versiegelt wird? Wäre schön wenn mir das mal einer erklären könnte.
Hallo Herr V.,
Sandsteinsanierung mit Mineros funktioniert. Alternativ können Sie sich Steinersatz auch selbst mit Romanzement herstellen aber das setzt einiges an Erfahrung voraus.
Bezüglich der Inhaltsstoffe kann ich Ihnen nichts sagen. Mineros scheint es mit den Inhaltsangaben nicht so genau zu nehmen. Selbst beim MINÉROS 2000 PZF, der als Portlandzementfrei beworben wird ist laut Sicherheitsdatenblatt Portlandzement enthalten. Ich kann Ihnen daher nur sagen, die Produkte funktionieren, was drin ist weiß ich aber nicht.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo, ich finde Ihre Seite großartig und vielen Dank für Ihre Zeit, uns über die verschiedenen Produkte aufzuklären. Ich würde gerne meine Sandsteinfassade aufarbeiten und würde gerne die Mineros Produkte verwenden. Mineros H+K für die größeren Stellen und Mineros 2000 III für die letzte dünnere Schicht (zum modellieren). Was sagen Sie zu den Inhaltsstoffen in diesen Produkten? In den Sicherheitsdatenblättern wird von weniger als 50% Zementanteil gesprochen, aber von den anderen Inhaltsstoffen werde ich nicht schlau. Könnten Sie mir da helfen? VG, S.
Hallo Frau Elisabeth K.,
in Ihrer Region habe ich leider keinen, den ich empfehlen kann.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
können Sie in Ö jemanden empfehlen, der sich mit Kalkputz auskennt?
Ist zB NHL 3,5 empfehlenswert für die Ausbesserung einer 140 Jahre alten Kalkputz-Fassade?
BG aus Niederösterreich
Elisabeth K.
Hallo Herr S.,
vielen Dank für Ihren Einsatz. Würde mich freuen wenn dem Thema mehr Beachtung geschenkt wird. Nur dann ist Veränderung möglich.
Herzliche Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Abend Herr Kollege Engist,
Lob dem Lob gebührt!
Habe heute Nachmittag mit einer freien Redakteurin der Mappe gesprochen…
und dabei dann auch Ihren Blog mit dem Kalkputzthema erwähnt. Und gerade Ihre Homepageadresse an sie weiter geleitet… schau mr mal, was sich hier ergibt, jedenfalls war die Redakteurin interessiert… zumal ich die Mappe als eine Zeitschrift mit Rückgrat bezeichnet habe… spannend…
Bei Gelegenheit bringe ich Sie beim Chefredaktuer in´s Gespräch….
Klar Sie haben sicherlich recht mit Ihrer Vermutung bezüglich gewisser Abhängigkeiten… nur wenn die Industrie alles so kontrolliert, kann man die Mappe u. die anderen Fachzeitschriften ruhig einstampfen.. .dann reichen uns die Hochglanzbroschüren der Industrie… das wäre dann sowieso ehrlicher.
Wir selbst haben letztes Jahr nach über 4 Jahrzehnten das Malerblatt genau aus diesem Grund abbestellt.
Gerne könne wir wir auch einmal telefonieren….
Es grüßt gerne den wackeren Kollegen in Marktbreit
S.
Hallo Herr S.,
Zuspruch von Kollegen kommt nicht so oft und freut mich deshalb sehr. Vielen Dank dafür.
Meine bisherigen Versuche das Thema zu platzieren waren leider noch nicht von Erfolg gekrönt. Fachzeitschriften fungieren als Sprachrohr eben diese Hersteller, deren Handeln ich kritisiere. (Wer schlägt schon die Hand ab die einen füttert.)
Ich nehme Ihr Angebot bezüglich „Die Mappe“ gerne an. Mal sehen wer bei denen für Werbeeinnahmen sorgt.
Herzliche Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Kollege Gerold Engist,
erst einmal respektvoller Dank für Ihren Mut und Hartnäckigkeit dieses Thema, so wie Sie es tun, anzupacken. Obwohl wir seit Jahren mit wellwall-Produkten (davor Hessler…) arbeiten, gestehe ich, kein so tiefes Fachwissen zu besitzen. Denn mit den KALK-Produkten die wir bisher verarbeiteten und verarbeiten, war ja alles okay… Ihr Thema zeigt auch noch eines deutlich: In keiner Fachzeitschrift wurde meines Wissens das Thema Kalk so tiefgründig und differenziert beschrieben… der lange Arm der Industrie??….
Haben Sie Kontakt in die Mappe-Redaktion? Wenn nicht, gerne kann ich Ihnen hier helfen.
Als ein Mitglied im Bauberater kdR Netzwerk jedenfalls sprechen Sie uns aus der Seele… und wir verfolgen weithin äußerst gespannt Ihren diesbezüglichen Blog.
Es grüßt kollegial gerne von Haus zu Haus
S.