Vegane Kalkputze von Sakret auf dem Prüfstand

 

Längst ist bekannt, Kalkputze sind eine Wohltat für das Gebäude und die Bewohner. Diese beim Verbraucher angekommene Botschaft, nutzen viele Putz-Hersteller um Produkte zu verkaufen. Dass in den meisten Fällen irgendein Mist als Kalkputz deklariert wird, spielt keine Rolle solange sich der Verbraucher täuschen lässt. Fakt ist, Kalkputze sind für viele Putz-Hersteller Gelddruckmaschinen.

Wer sich für Kalkputz interessiert, macht sich Gedanken über Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Wohngesundheit. Derjenige sucht nicht nur irgendeinen Putz damit sein Haus fertig wird, sondern beschäftigt sich intensiv mit den Themen unserer Zeit. Somit ist nicht der Preis kaufentscheidend, sondern die mit dem Produkt verbundenen Emotionen. Aus dem Grund ist der Markt geradezu überschwemmt von Kalkputzen. Dieses Überangebot macht es für den Bauherrn nicht leichter, sich für ein Produkt zu entscheiden.

Es genügt längst nicht mehr Produkte einfach nur als Kalkputz zu bewerben. Es muss schon der Bio-Kalkputz oder Klima-Kalkputz sein, um beim Verbraucher Aufmerksamkeit zu erregen. Deshalb müssen neue, innovative Produkte, gewinnversprechende Marketingstrategien oder eine neue Zielgruppe her. Irgendwie muss der Verbraucher ja überzeugt werden, sich für ein Produkt zu entscheiden.

 

Neue Produkte

Das mit den innovativen Produkten wird schwierig. Das Rad neu erfinden zu wollen, funktioniert nicht. Ein Kalkputz besteht nun mal nur aus dem Bindemittel Kalk und Sand. Mehr ist nicht notwendig. Da kann man nicht wirklich etwas daran verbessern. Obwohl mir bei 95% aller Kalkputze schon etwas einfallen würde. Lasst doch mal den Zement, die chemischen Zusätze und Titanoxid weg. Dann hätten viele Hersteller wirklich innovative Produkte, über die ich gerne positiv berichten würde.

 

Marketing

Auch beim Marketing wird es schwierig. Die Vorteile von Kalkputzen wurden schon in den schönsten Farben ausgemalt und immer wieder neu erfunden. Von der kostenlosen Klimaanlage über die geprüfte Wohlfühlatmosphäre bis hin zu Tradition und Zukunft, haben wir schon alles gehört. Eigentlich dachte ich, was im Bereich Marketing jetzt noch kommt, ist nur aufgewärmt und neu verpackt. Ich habe mich aber getäuscht, wie gleich zu lesen ist. Nicht nur beim Marketing, sondern auch mit den innovativen Produkten. Aber schauen wir uns erst noch den dritten Punkt, die Zielgruppe an.

 

Zielgruppe

Wenn es keine neuen Produkte gibt und das Marketing viel zu teuer wird, müssen neue Kunden her. Es wird also erst mal geschaut, was die Menschen bewegt und in welchen Bereichen sich Gruppierungen bilden. Gut sind große, schnell wachsende Gruppen, die sich mit Themen beschäftigen, die zu Kalkputzen passen. Der Jackpot wäre eine Gruppe Menschen, die bei Verkaufsgesprächen ihre Ideale verraten müssten, wenn sie sich gegen das Produkt entscheiden.

Und genau solch eine Zielgruppe, wird von immer mehr Herstellern ins Visier genommen. Egal ob Lebensmittel, Getränke, Kleidung, Kosmetik oder jetzt auch Baustoffe. Da ist eine schnell wachsende Gruppe, die unbedingt mit Produkten versorgt werden muss. Das geniale dabei, es müssen keine neuen Produkte erfunden werden oder Unsummen in Marketing gesteckt werden. Es genügt schon ein Wort und diese Zielgruppe bekommt leuchtende Augen – „VEGAN“.

Immer mehr Menschen entscheiden sich für ein veganes Leben. Laut des ProVeg Deutschland e.V., wächst die Gemeinde der Veganer täglich um ca. 200 Menschen. Veganer sind eine lohnende, stetig wachsende Zielgruppe, auch für Baustoffhersteller.

Aus diesem Grund möchte ich den heutigen Beitrag nutzen, um die veganen Kalkputze ein wenig genauer zu betrachten.

 

Vegane Kalkputze

Grundsätzlich ist das eine geniale Strategie – Kalkputze, also Wohngesundheit kombiniert mit dem Zusatz vegan. So kann der Vertrieb um einen weiteren lohnenden Kundenkreis vergrößert werden ohne viel Geld in die Entwicklung neuer Produkte zu stecken. Wir betrachten deshalb die Produktinnovation von Sakret, d.h. vegane Kalkputze. Also nicht einfach nur Kalkputze, die mit den kalk-typischen Vorteilen glänzen. Nein, wir schauen uns Produkte an, die zudem auch noch vegan sind.

Aber wie so oft, wenn etwas viel zu schön ist um wahr zu sein, findet man bei genauerer Betrachtung doch noch ein Haar in der Suppe. Im Fall der veganen Kalkputze von Sakret, ist es sogar eine ganze Perücke, die unter der Oberfläche schwimmt. Zum einen, weil Sakret Putze als Kalkputze deklariert werden, die einem Kalk-Zementputz entsprechen, wenn die Inhaltsstoffe betrachtet werden. Und dann auch noch bezüglich der Dehnbarkeit vom Begriff „vegan“. Aber schauen wir uns das der Reihe nach an.

Konkret handelt es sich um diese Produkte: Sakret Kalkfeinputz KFP vegan und Sakret Kalkinnenputz KIP vegan. Den Feinputz FP 230 vegan und den mineralischen Faserleichtputz MAP-MFL vegan berücksichtige ich nicht. Dieser wird zumindest nicht als Kalkputz deklariert. Zu empfehlen für Veganer sind die Produkte aber dennoch nicht. Warum, kommt später.

Zurück zu den beiden „Kalkputzen“.

Laut Sicherheitsdatenblatt (Version: 001 C3B | erstellt am: 03.12.2019 bei beiden Produkten) liegt der Kalkanteil bei den Produkten genauso hoch wie der Zementanteil. Deshalb handelt es sich für mich bei beiden Produkten um Kalk-Zementputze. Zudem sind noch vegane Zusätze beigemischt, die aber nicht benannt werden.

Mir stellt sich die Frage, wenn schon die Produktdeklaration nicht stimmt, wird dann bei den nicht benannten Zusatzstoffen auch getrickst? Keine Ahnung, aber mir fehlt hier die bei veganen Produkten übliche Transparenz.

 

Vegan trotz Tierversuche?

Gut, dann schauen wir uns noch an, ob die beiden Kalk-(Zement)Putze wirklich vegan sind. Im technischen Merkblatt wird – was positiv ist – der Zement genannt und dass dieser ohne sekundäre Brennstoffe hergestellt wird. Es werden demnach also fossile Brennstoffe verwendet. Sind fossile Brennstoffe vegan? Für mich nicht, aber dazu gibt es verschiedene Meinungen. Dieselbe Frage stellt sich mir, wenn ich die Verpackung betrachte. Der Papiersack enthält, zum Schutz vor Feuchtigkeit, eine Folieneinlage. Auch wieder ein Produkt aus fossilen Rohstoffen.

Und dann kommen wir noch zu Abschnitt 11 auf den Sicherheitsdatenblättern:

Um die Toxizität und Karzinogenität von Zement zu testen, werden Kaninchen und Ratten eingesetzt! Wie passen Tierversuche und die Auszeichnung vegan zusammen? Es würde mich freuen, wenn eine/r der Damen und Herren von Sakret sich dazu äußert.

 

Mein Fazit zu den beiden Produkten lautet: Vegan geht anders. Die Produkte halten nicht was sie laut Etikettierung versprechen.

 

Mein Tipp für Sie

Lassen Sie sich nicht durch Labels und Verkäuferaussagen täuschen. Wenn Ihnen Nachhaltigkeit und gesundes Raumklima wichtig ist, verwenden Sie natürliche Kalkputze oder Lehm. Die brauchen kein verbrauchertäuschendes Marketing, sondern überzeugen durch ihre positiven Eigenschaften.

Mehr über Kalkputze und wie die Industrie den Verbraucher täuscht erfahren Sie hier.

Wenn Sie Fragen zu Putzen haben oder mir Ihre Geschichte erzählen möchten, dürfen Sie mir gerne hier schreiben.

 

Nachhaltige Grüße aus Marktbreit

Gerold Engist