Ob Sie Naturkalkputz oder Industriekalkputz für Ihr Zuhause einsetzen sollten, können Sie besser entscheiden, wenn Sie wissen was Zement und Co. im Kalkputz anrichtet.
Welche Zusätze einem Industriekalkputz beigemischt werden habe ich in der Blogreihe ‚Kalkputz-Lüge‘ mehrfach berichtet. Heute geht es deshalb nicht darum, wie die Industrie Sie als Verbraucher täuscht, sondern wie diese Zusätze einen Kalkputz negativ verändern.
Wer einen Kalkputz herstellt, nutzt immer die typischen Vorteile von einem natürlichen Kalkputz (ohne Zement, ohne chemische Zusätze) zur Vermarktung. Um zu verstehen, warum ich z. B. Zement im Kalkputz ablehne, müssen wir Themen wie Dampfdiffusion und Kondensatausfall ein wenig genauer betrachten. Zudem werden wir uns in diesem Beitrag mit den eingesetzten chemischen Zusätzen befassen.
Dampfdiffusion
Luft kann, je nach Temperatur, unterschiedliche Mengen an Wasserdampf enthalten. Je wärmer die Luft ist desto mehr Wasserdampf kann aufgenommen werden. Diese Tatsache ist der Grund warum im Winter deutlich häufiger Schimmelprobleme auftreten. Warme Luft in beheizten Räumen enthält durch Kochen, Baden, Schwitzen usw. mehr Wasserdampf als kalte Außenluft. Um diesen Dichteunterschied auszugleichen, wandert der Wasserdampf von der warmen Seite durch die Außenwände zur kalten Seite, mit wenig Wasserdampf. Diesen Vorgang nennt man Dampfdiffusion. Baustoffe setzen dieser Dampfdiffusion einen Widerstand entgegen. Dieser Diffusionswiderstand ist abhängig von der Art und der Zusammensetzung des Baustoffes. Wird einem Kalkputz Zement oder Kunststoff beigemischt, erhöht sich der Diffusionswiderstand. Feuchtigkeit kann nicht eindringen und kondensiert an der Oberfläche.
Kondensatausfall
Sie kennen sicher den Effekt, wenn beim Duschen die Fenster oder Spiegel beschlagen. Warme, mit Feuchtigkeit gesättigte Luft trifft auf kalte Oberflächen. Es bildet sich Kondensat. Wenn Oberflächen kälter sind als die sogenannte Taupunkttemperatur, gibt die Luft die enthaltene Feuchtigkeit ab. Nicht gedämmte Außenwände und Materialien die wenig diffusionsoffen sind begünstigen diesen Vorgang. Durch die so entstehende Feuchtigkeit z. B. an Außenwänden wird das Wachstum von Schimmelpilzen begünstigt. Diffusionsoffene Baustoffe können Feuchtigkeit aufnehmen und den Kondensatausfall verhindern.
Chemische Zusätze
Die deutsche Bauindustrie verarbeitet jedes Jahr 15 Millionen Tonnen chemischer Zusätze. In LKWs geladen sind das 600.000 Stück, die hintereinander einen Stau von München nach Berlin und wieder zurück verursachen würden. Schon aus Gründen der Nachhaltigkeit sollten Sie deshalb auf Baustoffe verzichten die chemisch „verbessert“ werden. Der ganze Mist muss irgendwann auch mal entsorgt werden. Zudem können diese Zusätze ausdünsten. Auch wenn einzelne Stoffe geprüft werden und für gesunde Erwachsene kein Risiko darstellen sollen, schaut die Realität anders aus. In der Regel dünsten viele verschiedene Stoffe aus und keiner kann sagen, wie sich solche Schadstoffcocktails langfristig auf die Bewohner auswirken. Sich auf Grenzwerte der Industrie oder gesetzliche Regelungen zu verlassen kann in die Hose gehen. Hier ein Beispiele warum sich mein Vertrauen in Grenzen hält.
Asbest
Schon um 1900 wurde Asbestose als Krankheit entdeckt. 1943 wurde Lungenkrebs als Folge von regelmäßigem Kontakt mit Asbest anerkannt. Seit 1970 wird Asbest offiziell als krebserregend eingestuft. Verboten wurde es aber erst 1993 in Deutschland.
Ähnlich verhält es sich mit Lindan, PCP, PAK, KMV usw. Dies sind alles Stoffe bei denen die Risiken bekannt waren, die aber dennoch erst Jahre später vom Markt genommen wurden. Deshalb möchte ich mich lieber nicht auf Grenzwerte oder Herstelleraussagen verlassen.
Jetzt aber zurück zum Thema Naturkalkputz oder Industriekalkputz.
Wenn einem Kalkputz, Zement oder Kunststoff beigemischt wird, erhöht sich der Diffusionswert. Das bedeutet, der Putz kann Feuchtigkeit schlechter aufnehmen. (Naturkalkputze glänzen mit Wasserdampfdiffusionswerten von deutlich unter 10). Kalkputze mit geringem Diffusionswert nehmen Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und geben diese bei Bedarf wieder ab. So wird ein sehr gleichmäßiges Raumklima erzeugt, welches die Gefahr von Kondensatausfall deutlich reduziert. Sehr gut sichtbar wird dies im Badezimmer. Bei mit Naturkalk verputzten Wänden beschlagen die Fenster und Spiegel deutlich weniger. Der Putz nimmt Feuchtigkeit auf und minimiert die Sättigung der Raumluft mit Wasserdampf.
Deshalb Naturkalkputze ohne Zement und chemische Zusätze!
Abgesehen von der Diffusion können Zusätze auch den PH-Wert negativ verändern. Kalkputze sind in der Regel alkalisch, weshalb Schimmel und Algen darauf nicht wachsen. Verändert man den PH-Wert, freut sich der Schimmelpilz und wächst auch auf einem Kalkputz.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Vorteile, die Naturkalkputzen zugesprochen werden und die durch die Zugabe von Zement und chemischen Zusätzen eliminiert werden: „Für Allergiker geeignet, Abbau von Schadstoffen, Reinigung der Raumluft“ usw. Weil sicher jeder von selbst darauf kommt, dass ein Kalkputz der chemischen Zusätze diese Attribute nicht erfüllt, gehe ich nicht weiter darauf ein.
In eigener Sache
Ich benötige Ihre Hilfe. Um Sie künftig noch besser informieren zu können, möchte ich die digitalen Medien nutzen.
Geplant sind Web-Meetings und Webinare um direkt mit Ihnen zu sprechen und um über bestimmte Themen ausführlich zu berichten. Deshalb benötige ich Ihre Hilfe. Welche Themen sind für Sie wichtig? Welche Probleme beim Bau oder der Sanierung haben Sie die meiste Zeit und Nerven gekostet? Gut wäre es, wenn Ihre Antworten in Zusammenhang mit der Planung oder Ausführung von Maler- und Verputzerarbeiten stehen.
Über Ihre Antworten unter gerold.engist@t-online.de freue ich mich.
Hallo Herr Tobias M.,
ich bin kein Fan von Volimea. Es gibt kein Sicherheitsdatenblatt und auch keine Volldeklaration der Inhaltsstoffe.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist
was halten Sie von Volumen Wandbeschichtungen?
Viele Grüße
Tobias M.
[…] von großer Bedeutung sind und die andere Baustoffe nicht bieten können. Auch optisch sind Naturkalk und Lehm eine attraktive Wahl, da sie durch ihre lebendige Struktur ein angenehmes Raumgefühl […]
Hallo Herr Timm S.,
vielen Dank für die anerkennenden Worte.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Vielen Dank für den informativen Artikel! Prima Blog.
Hallo Herr Hartmut,
leider kann ich Ihnen Ihren Wunsch bezüglich dem günstigen, wohngesunden Putz nicht erfüllen. Wer Mercedes fahren möchte (gemeint ist die Qualität, nicht der Preis) muss sich einen Mercedes zulegen. Man könnte zwar auch auf einen Dacia einen Stern kleben aber deshalb ist es trotzdem kein Mercedes.
Bei Ihrem Wunsch scheint es genau darum zu gehen. Nur weil ein Gipsputz 2 – 5 % Kalk enthält, erreicht er nicht die Vorzüge eines Kalkputzes. Gipsputze werden aus REA-Gips hergestellt, enthalten Additive und lassen sich später nur sehr teuer entsorgen.
Ich kann Ihnen leider keinen Kalk-Gipsputz empfehlen. Würde eher noch einen Kalk-Zementputz verwenden als einen gipshaltigen Putz.
Ob Ihnen Q2 als fertige Oberfläche für einen Anstrich genügt kann ich nicht beurteilen. Manche Handwerker liefern Q2 Oberflächen ab die wirklich gut sind. Andere nutzen die zulässigen Toleranzen und liefern Ergebnisse die nicht wirklich gut sind. Diese Frage müssen Sie sich vor Ort beantworten.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Moin Herr Engist,
vielen Dank für Ihre sehr informative Webseite.
Meine Familie und ich starten gerade unser Bauvorhaben, ein KFW40 Haus mit zentraler Be-/Entlüftung. Unser Bauträger möchte lt. Leistungsbeschreibung einen (wahrscheinlich kostengünstigen)Kalk-Gipsputz in Q2 mit anschliessender Dispersionsfarbe auftragen.
Meine Idee wäre, einen Kalk-Gipsputz mit einem hohem Kalkanteil zu verarbeiten und danach z.B. eine Kalk-, Sumpf- oder Silikatfarbe aufzutragen.
Ich hoffe, aufgrund der „Diffusionsoffenheit“ des Putzes die Be-/Entlüftung möglichst weit runterregeln zu können um so, gerade im Winter, einer trockenen Raumluft entgegen wirken zu können. Ich hatte auch schon an einen Lehmputz gedacht, jedoch haben mich die Preise etwas abgeschreckt.
Hierzu meine Fragen an Sie:
-Was halten Sie von meiner Idee einen Kalk-Gipsputz mit einem hohem Kalkanteil eizusetzen bzw. was wären Ihre Empfehlungen für unser Bauvorhaben hinsichtlich einer möglichst geringen Schadstoffbelastung in Verbindung mit einem möglichst günstigem Preis-/Leistungsverhältnis?
-Kann auf Q2 direkt eine (Natur-) Farbe aufgetragen werden oder wird dies dann optisch ungünstig wirken (grundsätzlich mögen wir eine handwerkliche Putz-Optik)?
Vielen Dank und herzliche Gruesse,
Hartmut
Hallo Herr Peter St.,
unsere Gespräche werden mir fehlen. Beim nächsten Raum stehe ich Ihnen gerne wieder telefonisch zur Verfügung.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.
Gruß Gerold Engist
Möchte mich hiermit bei Herrn Gerold Engist recht herzlich bedanken, für die sehr gute telefonisch Beratung,was den Verputz mit Naturkalkputz in unserem Kinderzimmer betraf.Da wir einen Maurer hatten der noch nie einen derartigen Putz verarbeitet hat, rief ich des öfteren bei ihm an und bekam stets eine fachliche und freundliche Auskunft.
Wünsche der Familie Engist alles Gute
Hallo Herr Josef V.,
beim Beton hätte ich Ihnen noch zu einer Kalkspachtelung geraten damit es funktioniert. Bei Kalkputz hört sich zunächst alles gut an. Zu wenig Frischluft, was aber wohl nicht der Fall war, oder zu dick aufgetragen könnte auch eine Rolle spielen.
Ist natürlich aus der Ferne und im Nachhinein sehr schwer zu ermitteln warum die Farbe kreidet. Ich weiß aus langjähriger Praxis, dass die Sumpfkalkfarbe nicht kreiden muss. Habe im Büro oder auch in unserem Keller Wände mit Sumpfkalk gestrichen die definitiv nicht kreiden. Deshalb sage ich, an dem Produkt liegt es nicht.
Sie können jetzt versuchen mit verdünntem Fixativ zu verfestigen oder den Anstrich entfernen. Auf einem kreidenden Untergrund hält keine Farbe.
Kasein- und Silikatfarben funktionieren auch auf Kalkputz, sind aber nicht gleichwertig in den Eigenschaften.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Egist,
ich habe es an zwei Wänden getestet, bei beiden das gleiche Ergebnis:
1. Betonwand im Keller: Zuerst BioGrund auf den Beton. Dann mit Hessler HP 9100 Sumpfkalkfarbe gestrichen. Wenn man mit der Hand drüberfährt, hat die Hand weiße Streifen. Luftfeuchtigkeit bei Verarbeitung ca. 60-70%. Temperatur ca. 13 Grad. Zu dem Zeitpunkt waren die Ziegelwände noch nicht verputzt.
2. Wand mit Industrie „Reinkalk-Putz“: Bereits 3 Tage nach dem Verputzen mit HP 9100 gestrichen. Die Wand war noch freucht, die Luftfeuchtigkeit im Raum bei 90%, aber gut durchlüftet, kein Luftzug. Die Farbe war mit ca. 20% Wasser verdünnt. Der erste Anstrich hatte bereits das gleiche Problem wie bei der Betonwand.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Viele Grüße,
Josef Vorderdobler
Hallo Herr Josef V.,
auf welchen Untergrund haben Sie die Sumpfkalkfarbe aufgebraucht und wie sind Sie vorgegangen?
Um Ihnen eine andere Farbe empfehlen zu können brauche ich mehr Informationen. Kreidende Untergründe sind für Anstrichstoffe, egal welche, nicht geeignet. Deshalb müssen wir erst mal schauen woran es gelegen hat und wie wir den Schaden beheben. Dann können wir nach Alternativen suchen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
ich habe eine wand mit Hessler HP 9100 gestrichen. Mir hat die Farbe aber zu viel Abrieb wenn man mit der Hand drüber streicht oder mit der Jacke vorbeistreicht. Haben Sie noch einen Tipp für einen andere Innenwandfarbe?
Vielen Dank und viele Grüße, Josef V.
Hallo Herr Günter B.,
beim CL 90 S handelt es sich um ein Bindemittel aus welchem man Putz oder Farbe herstellen kann. Durch die Zugabe von Sand entsteht Putz, ohne Sand entsteht Farbe.
Den CL 90 ohne Sand als Glätte zu verwenden ist mutig aber wenn es funktioniert hat ist alles gut. Kreidet die Oberfläche? Bilder von den Flächen wären super.
Ich denke es wird nicht einfach, auf die Glätte eine Kalkfarbe aufzubringen. Teilweise wird diese sehr stark saugen und an anderen Stellen kein Wasser aufnehmen. Bei einer Kalkglätte ohne Körnung werden manche Stellen mehr verdichtet als andere. Die verdichteten Stellen sind an der Oberfläche glasig und nehmen fast keine Feuchtigkeit auf.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist, Ein „Maler“ hat mir geholfen ein Zimmer zu renovieren. Ich wollte auf den Kalk-Zementputz einen Kalkfeinputz ohne Zusätze haben und darauf eine Kalkfarbe aufbringen. Im Baugroßhandel hat er als Spachtelmasse Weißkalkhydrat CL90 S von Spenner bekommen und hat diese ohne Sand, Quarzsand oder Marmormehl direkt mit Wasser vermischt und in zwei dünnen Lagen auf die Wand verspachtelt. Darauf soll jetzt Kalkfarbe von Naturfarben Koch kommen. Was ist davon zu halten? Herzliche Grüße, Günter
Hallo Herr Johann S.,
gegen den Vortrag gibt es grundsätzlich nichts einzuwenden. Es wird sehr gut erklärt was es mit den „atmenden Wänden“ auf sich hat. Dem Fazit und den Anmerkungen zum Kellerbereich kann ich allerdings nicht komplett zustimmen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist
wieder ein toller Beitrag, was halten sie von diesem Vortrag zu diesem Thema https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiv4qTi6LXsAhUQVBUIHVi0A-wQFjAAegQIAxAC&url=https%3A%2F%2Fwww.fachwerk.de%2Fpdf%2Fmuessen-waende-atmen-dampfdiffusion-osmose.pdf&usg=AOvVaw2m1yh0cfPFrOj9lF5Z2PsL
Schöne Grüße
Johann